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10. und letzter Teil „Moskito Tracking in Uganda“

6. März 2016
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21. Juni 2012: Ein letzter Tag am See in Entebbe

Es ist Sonntag. Und wir haben nur einen Wunsch: Wir machen heute NICHTS. Wir wollen nicht in den blöden Landi, wir wollen nicht das tägliche Geruckel, wir brauchen nicht unsere tägliche Portion Staub – wir wollen uns nur vom Zelt ins Restaurant bewegen und zurück.

Das wollen WIR. Willi will "Action". Auf seinem Plan stehen tanzende Pygmäen. Und inzwischen sollte klar sein, was in seinem Plan steht, wird gemacht! Doch heute sind wir besonders renitent: die tanzenden Pygmäen können das auch ganz gut ohne uns (OK, im Bradt Reiseführer hab ich auch gelesen, dass das ein ziemlicher Touri Nepp sein soll, was die Entscheidung erleichtert). Nachdem unsere Argumente nicht ziehen und sich die Debatte hinzieht - übernehmen wir Willi’s Strategie: „No!“ Das wirkt. Und nun dürfen "Che Chris" und "Anja Guevara" erfolgreich auf der Veranda ihres Zeltes abhängen.

Der Lake Muntanda ist wirklich traumhaft. Durch die vielen kleinen und größeren Inseln, die je nach Entfernung sehr klar oder verschwommen im Nebel erscheinen – wirkt die gesamte Szenerie unwirklich. Sie erinnert mich total an die Kulisse von „Herr der Ringe“. Etwas entfernt sieht man die steilen Virunga Berge, die teilweise zu Uganda, zum Kongo und Rwanda gehören. Beeindruckend!

 

Wir verbringen den Tag tatsächlich mit chillen, Reiseführer lesen, chillen …. Die Nkuringo Lodge oder Mutanda Lake Resort (heutiger Name) liegt wunderschön am Ufer des Sees. Trotz der bezaubernden Lage und der schönen Zelte, fragen wir uns, wer hier in Uganda die Kategorien vergibt. Unser Zelt hat drei 10-Cent-Stück große Moskito-Eingänge in den Zeltwänden, einige mehr im Mossie-Net. Wobei das nichts ausmacht. Denn laut Personal gibt es hier zwar Moskitos – die beißen aber nicht…(Wen diese Moskitos auch immer nicht mögen... uns finden sie jedenfalls lecker... mit wahlweise Peaceful Sleep oder Off als Toping)

Das Restaurant ist an einigen Stellen baufällig – ein Teil wird/wurde auch erneuert. Aber es liegen immer noch verstreute Ziegel vor angefangenen Mauern herum. Neben dem Restaurant befindet sich die Rezeption, gleichzeitig der Raum für Angestellte und Fahrer. Hier wurde – erkennbar am Mobiliar – ein riesiger Fernseher nachgerüstet, der den ganzen Abend läuft. Blöd nur, dass man durch die offene Bauweise diesen auch beim Candlelight-Dinner hört. Das Essen ist nicht besonders, das Frühstück sogar echt miserabel. Woher das Doppel A in der Hotelbewertung kommt, würden wir zu gerne wissen…

 

Auch wenn der TV-Background-Sound beim Essen doof ist, wir erkennen schnell den Vorteil des Gerätes und fragen, ob wir das EM Spiel Deutschland gegen Dänemark sehen dürfen. Und wir dürfen! Allein das Publikum (sieben Ugander und ein Holländer) machen das Spiel zum Spektakel… das gute Ergebnis tut sein übriges

 

18. Juni 2012: Ein Tag, der uns nachhaltig in Erinnerung bleiben sollte...

Das Frühstück ist nicht besser als am Vortag: Nescafé, ca. 20 cm dicker, labbeliger Toast, Nutella (in der Konsistenz nicht mehr homogen, sprich teilweise steinhart – teilweise suppig) und eine…hmmm ???…wir halten es zuerst für Marmelade. Aber Chris behauptet nach einem Selbstversuch, das könne definitiv nicht sein. Dafür ist die Butter eindeutig ranzig. Der bestelle Joghurt mit Frucht, entpuppt sich als megasüße Vanillevariante. Die Frage nach „Frucht“ wird mit einem Deuten auf die ungeschälten Bananen beantwortet, die jeden morgen auf dem Tisch stehen.

Der kurze Blick aufs UNHCR Flüchtlingscamp hat uns nicht losgelassen. Wir wollen helfen. Denn zum ersten Mal wird der Krieg, der 20 km entfernt stattfindet, absolut real. Also beschließen wir, unsere Medikamente im Flüchtlingslager abzugeben. Willi ist mal wieder angefressen, denn wir verschmähen offensichtlich weiterhin die Pygmäen.

Obwohl wenig begeistert, ruft Willi irgendwen an, der uns irgendwo in Kisoro treffen soll. Um uns irgendwie weiter zu helfen. Wir steigen in den Landi. Nach 5 Minuten sind wir komplett eingestaubt. Denn der Staub hat hier ungeahnte Dimensionen angenommen. Das hält Will natürlich nicht ab, das Fenster offen zu lassen – und sich dabei unentwegt über den „terrible Dust“ zu beklagen. Nach seiner Theorie müssen alle Fenster offen sein, damit der Staub – nach ausreichender Zirkulation im Auto - wieder entweichen kann. Chris´ Theorie, dass der Staub erst gar nicht reinkommt, wenn ALLE Fenster geschlossen sind, hält er für absoluten Schwachsinn…

An der Tankstelle treffen wir „Irgendwen“. Er ist Guide und will uns zum Flüchtlingscamp führen. Ähhä??? Wir wissen selbst wo das ist. OK, dann bringt er uns eben „rein“ und sorgt dafür, dass wir Flüchtlinge fotografieren können. NEIN! Wir wollen helfen, nicht fotografieren! Naaaa guut...Aber er könne uns anschließend zur Grenze bringen. „To see WHAT?“ An meinen Tonfall hätte man erkennen können, dass es jetzt unklug ist, weiter auf dem Thema herumzureiten. Hätte… aber "Irgendwer" meint, auf UN Fahrzeuge kletternde Flüchtlinge wären ein spitzen Fotomotiv (vor schöner Landschaft versteht sich). Bevor ich ihm den Kopf abreißen kann, wirft sich Chris dazwischen und "Irgendwer" ruft uns im Sicherheitsabstand noch zu: „Pygmäen! Ihr müsst unbedingt die tanzenden Pymäen sehen“

uaaahhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh………

Wir fahren Richtung Camp, ohne "Irgendwen" an der Backe. Willi will reinfahren, da springt gleich ein Soldat mit Gewehr im Anschlag auf uns zu: „No Entry!“ Willi hofft wohl, dass damit diese dumme Aktion beendet sei. „Oh we have to go“. Von wegen! Ich rede mit dem Soldaten, erkläre ihm unser Vorhaben und zeige die Medikamente. „You can go!“ Er meint mich. Chris steigt aus dem Landi, schnappt sich die Fleecedecken und Innenschlafsäcke, die wir ebenfalls abgeben wollen und will mitkommen. Da dreht sich der Soldat um, blöderweise mit dem Gewehr im Anschlag – das so auf Chris zielt.

„You not!“ Chris findet die Situation spaßfrei, denn so häufig schaut er nun auch nicht in einem Gewehrlauf… Trotzdem ist er nicht verhandlungsbereit. „Tragen helfen“ zieht nicht. Aber bei „Das ist meine Frau und die lasse ich nicht alleine“ nickt der Soldat verständnisvoll und begleitet uns.

 

Wir gehen quer über den Platz zur "Rezeption". Natürlich werden wir angestarrt (Oh je, Muzungus! – die nehmen hier aber auch jeden). Der Soldat hinter uns. Das Gewehr auf uns gerichtet. Tolles Gefühl! Das Reception-Tent ist Anlaufstelle für jeglichen Begehr (Registrierung, Arztbesuche etc.) Deshalb steht eine lange Menschenschlange davor. Unser Soldat führt uns ganz nach vorne, redet mit der Lady, die offenbar für die Koordination verantwortlich ist (Arzt rechts, Registrierung links) und gibt uns ab.

Wir werden direkt zum Camp Arzt gebracht. Der begrüßt uns erst mal zurückhaltend, als er aber sieht, dass die Medikamente nagelneu sind und weitestgehend aus Antibiotika bestehen, freut er sich. „You can’t image… we really need everything“. Salben, Schmerztabletten, Verbandszeug … alles wird genau geprüft und registriert.

Der Camp-Leiter kommt dazu und meint auch für die Decken sei in jedem Fall Verwendung. Zur dieser Zeit waren ca. 6.000 Flüchtlinge im UNHCR Camp in Kisoro. Täglich wurden / werden neue Flüchtlinge mit LKW von der Grenze abgeholt. Nach ein paar Tagen, werden sie auf andere Camps verteilt. Der Krieg jenseits der Grenze ist offenbar voll im Gange. Wann und ob er je beendet wird, ist offenbar sehr schwer einzuschätzen.

Als wir gehen – diesmal ohne bewaffnete Begleitung - hat sich offenbar rumgesprochen, dass wir nicht dableiben, sondern nur was gebracht haben. Die Menschen lächeln uns an, die Kinder laufen hinter uns her und winken. Auch unser Soldat hat seinen grimmigen Blick abgelegt, lächelt und wünscht uns noch alles Gute.

Der Besuch hat uns ziemlich mitgenommen. Jetzt brauchen wir erst mal eine Pause. Wir spazieren ein wenig durch Kisoro und setzen uns in ein Café. Ganz ehrlich, auch wenn der Bericht locker geschrieben ist – das Flüchtlingscamp hat tiefe Eindrücke bei uns hinterlassen.

Nachmittags gehen wir auf den Markt. Auf der Hinfahrt hatten wir schon viele Menschen bepackt mit Gemüse, Bananen, Zuckerrohr, Hühnern, Möbeln etc. Richtung Markt laufen – oder radeln – gesehen. Dieser Markt stellt alles in den Schatten, was wir zuvor an afrikanischen Märkten gesehen hatten. Ein wahnsinniges Gewusel zwischen Marktständen bzw. Marktfrauen, die auf den Wegen dazwischen ihr Angebot ausgebreitet haben. Jeder cm Platz wird genutzt. Man findet neben Obst, Gemüse, Fisch und Zuckerrohr auch kleine Stände mit Salz, Bohnen, Kaffee.

Aber auch Möbel, Drogerieartikel, Bast ….Etwas weiter ist die Tuchabteilung. Lange Stände nur mit verschiedenen, sehr bunten Tüchern und Stoffen in verschiedenen Qualitäten. Ich bin total fasziniert und will sofort zuschlagen. Als ich eine Frau nach dem Preis frage, meint sie 4.000 USH. Dann dreht sie sich um, sieht mich und verbessert sich sofort auf 6.000 USH. Ihr Mann kommt dazu, meint ich bekäme den absoluten Special-Price mit 7.000 USH. Ähhhh??? Irgendwie hatte ich die afrikanischen Preisverhandlungen anders in Erinnerung. Wir lassen den Tuchwucherer stehen und versuchen unser Glück wo anders.

 

Manche Leute sind nett, aber die Freundlichkeit der Bergdörfer vermissen wir hier deutlich. Tatsächlich werden wir sogar ein paar Mal mit „He Muzungu, was willst Du hier?“ angemacht.

Deshalb machen wir uns „aus dem Staub“ bzw. durch den Staub wieder in Richtung Nkuringo Camp. Ein bisschen abhängen, denn am nächsten Tag erwartet uns das Gorilla-Tracking.



19. Juni 2012: Der Tag der Berggorillas und die Entdeckungstour zu unseren Vorfahren

„Nkuringo is the most physically challenging of all gorilla-tracking locations.“ (Bradt S 274)

Manchmal ist es einfach nicht gut zu viel in Reiseführer zu schauen. Wir zwei Großstadt-Indianer checken beim erbärmlichen Frühstück sofort ein paar Holländische Touris auf ihr Tracking-Potential. „Schau mal, der sieht aber ziemlich fit aus…“ „Neeee, der raucht ständig.“ „Aber die da drüben sieht aus wie ein Profi-Bergsteiger“ … usw. Tatsächlich haben wir keine Ahnung, was uns erwartet. Nachdem wir alle Holländer in „sportlich“, „geht so“ und „lame duck“ eingestuft haben, sind wir mit unserem Ergebnis hoch zufrieden und wissen: das wird alles halb so wild. Leider stellt sich raus, wir hätten uns das Touri-Clustern sparen können: die Holländer gehen wo ganz anders auf Gorilla Suche.

Also schaukeln und stauben wir alleine anderthalb Stunden Richtung Nkuringo Camp Office. Unsere Gruppe besteht nur aus 6 Leuten: 3 Australierinnen, 1 Holländerin und uns beiden. Die Holländerin flüstert uns sofort zu: „Macht ihr Bergwandern?“ Wir schütteln den Kopf und sie gibt erleichtert zu, die Leute auf ihre Kondition hin zu checken. Okay, wir sind also eine ganze Gruppe voller Schisser...

Die Einweisung ist recht gründlich. Meine Skepsis verschwindet völlig, als der Ranger meint, wer unterwegs einen Short Call machen wolle, der solle nur Bescheid geben. Warum um Himmels willen sollte man im Bwindi telefonieren? Ob wichtige Business Deals gerade jetzt abgeschlossen werden müssen oder jemand „Süße, wir sehen gleich die Gorillas!“ ins Handy säuseln will – halte ich zwar für totalen Schwachsinn, aber die Message für mich ist: wenn die Leute hier ins Handy quacken, wird das ein Spaziergang… Hmmmm, etwas später erfahre ich, das in Uganda der „shortcall“ rein gar nichts mit eventueller Telefonitis zu tun hat, sondern nur eine Umschreibung für „ich muss mal“ ist….

Wir rüsten alle unsere Wasservorräte nach. 2 Liter pro Person sind das mindeste. Dann schnappt sich jeder den empfohlenen Träger und ab geht’s. Der Weg führt nach unten. Aber ist echt lässig, die Landschaft wunderschön. Chris unterhält die mit wandernden Ladies und ich freu mich an den unzähligen Hügeln. So muss es wohl auch in Rwanda aussehen. Vor uns zwei Ranger mit „radios“, hinter uns einer mit Gewähr (um uns vor wilden Berggorillas oder angreifenden "Berg-Elefanten" zu schützen).

Nach einer Stunde heißt es querfeldein. Und zwar querfeldein bergab. Jetzt ist der Spaß vorbei. Es wird steil. Sausteil! Obwohl die Sonne heiß auf unsere Köpfe brezelt, ist der Boden schlammig und rutschig. Wo kein Schlamm ist, rutscht man auf losen Steinen. Es dauert nicht lang, da lande ich auf meinem Hosenboden. Seh ich da nicht ein Grinsen auf dem Gesicht von meinem Träger??? Und nochmal Hosenboden… grrrrr…. Es ist nicht anstrengend, aber spaßfrei. Dann landet mein Träger auf seinem Hintern. ÄTSCH! Alle anderen lachen ihn aus. Geschieht ihm recht, er hat wohl doch gegrinst…

Danach geht es durch einen Bananenhain. Das ist okay. Man kann sich so schön von Stamm zu Stamm fallen lassen. Kurzes Glück. Denn dann kommt Gras und Gestrüpp. War der Schlammboden fies – so der Grasboden tückisch. Er sieht ganz harmlos aus. Doch durch das hohe Gras sieht man den Untergrund nicht. Steil bergab, lande ich mit einem Fuß in einem Loch, verliere den Halt, rutsche nach unten. Der freie Fuß verfängt sich derweil im Gestrüpp (wahlweise der Wanderstock) und so befinden sich mehrere Körperteile auf verschiedenen Ebenen diese bescheuerten Abhangs. Das passiert übrigens nicht nur einmal. Ich bin mir noch nie (nie!) so bescheuert vorgekommen.

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Unsere Gorilla Tracking Wandergruppe...

 

Im Gegensatz zu Little-Willi (meinem Träger) ist Chris´ Träger Sol ein echt Netter. Nach zwei Stunden übersetzt Sol, die Gorillas seien in der Nähe. Und tatsächlich: ein paar Minuten später bekommen wir noch ein Briefing, Träger und Taschen müssen zurück bleiben. Wir dürfen weiter. Während der Ranger die letzten Anweisungen gibt, schubst mich Chris: Da!

Da???

DA!!! Ein riesiger Silberrücken! Er kratzt sich lässig am Bauch. Und ich starre – starre – starre. Mehrmals klappe ich den Mund auf und zu (offenbar nicht der coolste Tag meines Lebens). WIE GEIL! Nicht in weiter Ferne - sondern ganz nah und deutlich. Chris peinigt den Auslöser, wie alle anderen auch. Man hört nur noch klick, klick klick… aber Mr Silberrücken hat keinen Bock auf die einäugigen Klick-Klicks und trollt sich.

 

Aber einäugige Klick-Klicks sind lästig. Das kennt er ja schon. Deshalb lässt er sich nicht aus der Ruhe bringen und wendet seine Aufmerksamkeit einer Gorilla Dame zu. Klick-klick-klick-klick…. Er vernascht die Gorilla-Lady vor unseren Augen! Klick-klick-klick-klick-klick… Jetzt sind auch die Ranger ganz aufgeregt. Denn das ist nicht der Chef-Silberrücken sondern nur der 2. in der Gorilla Hierarchie. Das heißt, er darf sich gar nicht mit der Dame vergnügen. Klick-klick-klick- tuschel tuschel – wie aufregend!!! Eine heimliche Affen-Affäre.

 

Dazu kommt ein kleiner Gorilla. Dem ist das Ganze zu langweilig. Also schaut er sich nach neuem Spaß um. Die einäugigen Klick-Klicks findet er wohl doof. Aber er entdeckt ein zweiäugiges Irgendwas. Die einzige, die nicht fotografiert bin ich. Das liegt aber auch nur daran, dass ich mit einer ollen Lumix ausgestattet bin – während Christoph mit der Canon bessre Bilder macht. Der kleine Gorilla starrt auf mich – ich starre auf den Gorilla. Er kommt langsam näher. Jetzt bräuchte ich nur die Hand aus zu strecken. Gleich wird er nach mir greifen….. Ja!!! Klick-klick-klick… von wegen! Die anderen haben ihn entdeckt und knipsen drauf los. Er dreht ab. MIHIST!!!!

 

Gorilla-Kinder haben meist eine Mutter. Und die taucht hinter mir auf. Das hätte ich nicht mal gemerkt, wenn der Ranger nichts gesagt hätte: „Hinter Dir. Nicht erschrecken. Und schau ihr bloß nicht in die Augen.“ Klick-klick-klick. „Oh Anja, die kommt immer näher!“ Ich versuche meine Augen nach hinten zu rollen – ohne den Kopf zu bewegen. Und scheitere an meinen physischen Möglichkeiten. Die Fotos sind sehr lustig geworden, wobei der Gorilla dabei gut wegkommt.

Aber auch diese Dame findet Klick-Klicks doof. Und kommt nicht viel näher. Okay, diesmal bin ich nicht wirklich enttäuscht.Ein zweites Baby taucht auf und turnt wie wild an den Ästen herum. Insgesamt bekommen wir sechs Gorillas zu sehen. Und das Gefühl ist wirklich UNBESCHREIBLICH!

 

Nach gefühlten 10 Minuten – in Wirklichkeit war’s ne Stunde – müssen wir zurück. Ganz ehrlich, die Schimpansen waren toll. Aber die Gorillas sind unschlagbar. Ich hab mich spontan und unsterblich verliebt. Leider Christoph auch. Und da wir uns nicht drauf einigen können, wer wen gegen einen Gorilla eintauscht, gehen wir eben beide wieder zusammen zurück.

 

Wobei… „ gehen“ ist ein großes Wort. Und hat was mit „aufrecht“ zu tun. Das ist nicht wirklich der Fall. Denn wir müssen diesen Scheiß Berg wieder hoch! Wir schwitzen und keuchen. Abwechselnd Jacke an (Gestrüpp und Dornen), Jacke aus (Hitze). Eine der Australierinnen gibt auf. Sie soll mit einer Trage hochgebracht werden. Sie versucht noch den Preis für den Sonderservice (300 USD) runter zu handeln – ist aber in einer deutlich schlechten Verhandlungsposition.

Während wir weiter hochkeuchen, sehen wir nach kurzer Zeit 8 Männer mit einer leeren Trage leichtfüßig den Berg runter laufen. Tatsächlich will ich nicht wissen, wie viele Witze es über die schwitzenden, untrainierten Muzungus gibt, die sich für ein Vermögen diesen Beat geben – „nur“ um ein paar Affen zu sehen….

Als wir wieder auf den Weg kommen und uns langsam die Beschreibungen für dieses waaaahhhnsinnige Erlebnis ausgehen, wenden wir uns nächstliegenden zu: Bier! In unserer Vorstellung wird es immer größer, kälter, spritziger… kein Wunder, dass uns Ranger und Träger für bescheuert halten. Kaum erwachen bei den weißen Schlappschwänzen die Lebensgeister, überbieten sie sich im virtuellen Alkoholgenuss.

Zurück im Camp gibt es für jeden eine Urkunde. Ich hielt so eine Urkunde vor Beginn des Trackings ja für absoluten Kitsch. Und jetzt? Jetzt bin ich stolz und will sie unbedingt haben!!!! Kurz bevor wir zurück fahren, rennen alle Frauen (die geschworen hatten sich nie nie nie mehr zu bewegen) wie von der Tarantel gestochen noch schnell in die kleinen Souvenirshops…

 

Auf dem Rückweg stauben wir noch mal kräftig ein. Wir sind saumäßig verschwitzt. Und sehen bei der Ankunft in der Nkuringo Loge aus wie paniert.

Dusche oder Bier??? Bier gewinnt….

Weiterlesen 9. Teil von Moskito Tracking in Uganda

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