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6. Teil Uganda: Queen Elisabeth National Park

14. Juni 2012
5. Teil Uganda: Kibale Forest National Park – Schimpansen Tracking im Regenwald
12. Juni 2012
7. Teil Uganda: Ishasha National Park – Zu den baumkletternden Löwen
16. Juni 2012
 

13. Juni 2012: Mit Bärchenpflastern gegen Moskitoterror - Queen Elisabeth NP

B SSSSSSSSS…. Ich wache auf und habe Mordgedanken. Eine der 3000 Moskitos, die uns nachts getrackt hatten, verlangt dreisterweise Einlass durchs Mossi Net. Am Vorabend habe ich – nach 8 Jahren Treue und Glauben an Peaceful Sleep – zum neuen Moskito Repellent gegriffen. Die knallrote Flasche mit den fetten schwarzen Lettern „OFF“ sah vielversprechend aus. Und es hilft – genauso viel oder wenig wie Peaceful Sleep.

Laut Reiseführer zeichnen sich die A Lodges dadurch aus, dass sie keine Löcher im Mossie Net haben. Das mag vor 100 Jahren der Fall gewesen sein. Wir hatten in fast allen Lodges mehr oder weniger große Mossi-Eingänge. Von Beginn an, checken wir jeden Abend die Netze und verkleben, die Löcher mit Pflaster. Ohhhkay, ich geb zu, es sind Bärchenpflaster – die ich aus einer Laune heraus gekauft hatte. Wer also in Uganda Mossi-Netze mit Bärchen entdeckt – schönen Gruß von Anja und Chris. (Bärchen)Pflaster, Mossi Net und diverse Arten von Moskito Repellent haben UNS also nicht geholfen. Wer dazu Tipps hat – HER DAMIT!

Beim Morning Drive im QENP steigt heute ein Ranger zu. Ha, das erhöht unsre Chance auf fette (Photo-) Beute!!! Von wegen... Die ersten Zweifel kommen schnell. Der Ranger erzählt uns von vielen Löwen und Leoparden hier im Park. Dann schlägt er ein Tierbuch auf, zeigt uns einen Serval und meint: „Look! There’s a leopard – I will find it for you!“ Okay…… aber er ist ansonsten nett und sehr bemüht.

 

Irgendwann entdecken wir eine Löwen-Mama, die eiligst ihre Kleinen vor uns im Gebüsch versteckt. Damit wir besser sehen können, dürfen wir aussteigen. Aha….?!? Chris überlegt noch kurz, woher denn der Ranger weiß, dass sich der Papa nicht genau hinter uns befindet… aber wir wollten auch nicht kleinlich sein und schwups sind wir raus aus dem Landi. Papa Löwe läßt sich zwar nicht blicken (wer will schon Moskito-zerfressene Touris futtern???), aber Mama-Löwe ist umso aufmerksamer und sobald wir ein Ohrläppchen einen Kleinen entdecken, wird Junior gleich wieder zurückbeordert. Kein Spaß für den Fotografen…

Als wir zurück kommen, haben wir zum satte 2 Stunden Pause. Juhu! Ich darf in den Pool und meinen neuen Bikini ausprobieren. Vor wegen. Kaum setzte ich einen Zeh in den Pool, kommt auch schon der Poolboy angewetzt und will zuerst den Pool säubern. Menno! Da hilft kein Diskutieren. Raus aus dem kühlen Wasser. Dann steigt der Poolboy rein, um mit einer Riesenpoolnudel die wenigen Blätter abzufischen. Dazu zieht er sein Shirt aus. Wow! Balotelli vergiß es! Gegen den hast Du gar keine Chance!!! So hab ich doch noch einigen Spaß – zwar nicht im – aber am Pool.

 

Dann geht es auch schon wieder los. Der Bootstrip auf dem Kazinga-Channel steht auf dem Programm. Dieser verbindet Lake George mit Lake Edward und ist mit 40 km der längste Kanal der Welt. Wir sehen ca. 10 km davon. Und sind total begeistert.

 

Kaum sind wir losgefahren, sehen wir Elefanten, Büffel - davor Hippos, Krokos, jede Menge Vögel. Einfach Wahnsinn! Ich finde Vögle ja immer ganz nett – aber nie soooo spannend, wie Elefanten oder Löwen. Hier werde ich eines Besseren belehrt. Sensationell! Angeblich soll es im Kazinga auch die meisten Hippos in Uganda geben – ob das stimmt, keine Ahnung. Es sind auf jeden Fall beeindruckend viele.

 

Besonders beeindruckend sind die vielen Elefanten, die sich wohl im Paradies fühlen - wenn man ihre Ausgelassenheit und Freude beim Baden, Waschen und Trinken sieht. Es sind immer wieder aufs Neue einfach unglaublich faszinierende Lebewesen und wir haben so ein Glück, dass wir dieses Schauspiel hier so nah miterleben dürfen!

 

Als wir näher an den Lake Edward kommen, sehen wir wie die Fischer, die nun in ihre Boote steigen. Jagen dürfen die Einwohner der naheliegenden Communities im Nationalpark nicht. Fischen ist erlaubt. Obwohl viele Wilderer mit Fischerbooten in die Schutzgebiete eindringen, um dort zu jagen. Ein großes Problem für die Ugandan Wildlife Authority, das bisher noch nicht gelöst werden konnte.

Ich finde auch recht beunruhigend, dass die Menschen im Kazinga baden – ein paar Metern von den Nilkrokodilen entfernt. Dass hin und wieder einer gefressen wird, ist wohl auch nichts Ungewöhnliches. Wenn man dagegen Südafrika mit seinen Hai-Netzten, Schutzzäunen, Warnschildern vergleicht, dann wird mehr als deutlich, dass wir uns hier in einer anderen Welt bewegen.

 

Zurück auf der Lodge sind wir immer noch total geflashed von den Eindrücken. Wir hätten eigentlich gerne eine zweite Tour auf dem Channel gemacht, aber dazu reicht die Zeit nicht. Sehr schade! Abends gibt es zum ersten Mal auf der Reise ein Buffet. Es sind insgesamt ca 15 Touris da. Eine „Menschenmasse“ die wir schon gar nicht mehr gewohnt sind. Zum ersten Mal gibt es Kochbananen – die wir bisher nur im Rohzustand gesehen hatten. Vorab hatten wir in Stuttgart bei einem Afrikaner Kochbananen probiert und sie für gut befunden.

Deshalb ist unsere Enttäuschung umso größer als wir nun „Matoke“ probieren. Da hier ist ganz anders: Es sieht aus wie ein Ananas-farbener Kartoffelbrei – und schmeckt wie Kartoffelbrei. Aber aus nicht ganz reifen Kartoffeln. Ziemlich unspektakulär. Außerdem kommen wir uns durch die vielen Leute vor, wie auf dem Cannstatter Wasen – deshalb schnappen wir unser Nile Special und verbringen den restlichen Abend auf unserer Terrasse.

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Bisschen Relaxen hat noch keinen geschadet...

 

14. Juni 2012: Eine Anreise zum Ishasha Nationalpark, die es in sich hatte oder Uganda ursprünglich erleben

Der Weg vom Queen Elisabeth NP zum Ishasha-Teil beträgt nur 3 Stunden. Wir freuen uns auf eine kurze Fahrt, denn langsam geht uns das Gerüttel (und mir zusätzlich das Eingestaubt-Werden) gehörig auf den Keks.

Auf dem Weg fragt Willi ein entgegenkommendes Auto, wegen der kaputten Brücken und wir erfahren dass die Ishasa-Brücken noch hinüber sind. Das bedeutet einen „kleinen“ Umweg von 3 Stunden. Zu früh gefreut...

 

Blöd nur, dass Willi den Weg nicht kennt. Erschwerend kommt hinzu, dass er keine Karten lesen kann. Wir fahren also wieder nach afrikanischer Roadmap = Durchfragen. Wir passieren einen kleinen Ort, sehen einen Markt und mitten auf der Kreuzung bleibt Willi unschlüssig stehen. Ich denke, er ist unschlüssig. Doch auf einmal merke ich: es fehlt etwas. Kein Geruckel – kein Geratter. Der Motor ist aus.

Wirklich blöde Idee hier zu parken! Und wieso ist der Motor aus? Das macht Willi doch nie? Hinter uns hupt es. Laster, vollbeladen mit Menschen, wollen vorbei. Willi tut nichts. Es hupt wieder. Leute schauen in den Landi – wir schauen ratlos aus dem Landi. Willi? W I L L I! „Something wrong“ ist endlich die Antwort. Ich steige aus. Da erwacht unser Driver aus seiner Schockstarre! Flüchtiger Muzungu? Nein, er schreit die umherlaufenden Leute an, sie sollen schieben. Recht schnell sammelt sich eine Traube und wir schieben den Landi an die Seite. Immerhin hört die Huperei jetzt auf…

Als der Landi nun an der Seite steht, diskutieren Willi und die Leute wild miteinander. Diejenigen, die nicht diskutieren starren auf die zwei Muzungus. Offenbar sind wir hier recht abgelegen von allen Touri-Durchfahrtsstraßen, so dass wir schnell zur Attraktion werden. Endlich kommt einer auf die Idee, die Motorhaube zu öffnen. Unsre Hoffnung schwindet, als nun alle ratlos in den Motor schauen und weiterdiskutieren…

 

Während die Fachwelt debattiert, schau ich mich ein bisschen um. Offenbar ist das hier der Transport-Umschlagplatz für Menschen. Ständig kommen Autos oder LKW vollbeladen an, einige steigen aus, einige steigen zu, andere warten. Eine Frau auf einer Ladefläche guckt ständig interessiert zu mir rüber. Nach ein paar Minuten geh ich hin und unterhalte mich mit meiner „Freundin“. Sie bittet mich um eine Zigarette – kaum hat sie die Bitte ausgesprochen, fragt mich ein Junge von ca. 14 Jahren ob ich auch für ihn eine hätte. Das geht gar nicht!

Ich versuche Ihm zu erklären, dass er eindeutig zu jung fürs Rauchen sei. Auch meine „Freundin“ ist recht betreten und erklärt mir beschämt, sie habe Hunger und Rauchen würde helfen… Das geht erst gar nicht! Ich springe zum Landi (sie sind immer noch am Diskutieren) hole unsere letzte Packung Kekse raus und geb sie meiner „Freundin“. Alle schauen auf die Kekse… Also ab in den Laden, mit dem Finger auf alles Keks-Ähnliche gezeigt, gekauft und auf der Ladefläche verteilt. Irgendwann fährt das Auto los, wir werden mit viel Winken und besten Wünschen verabschiedet.

 

Aber wir bleiben nicht lang allein. Einer der anderen Wartenden hat einen kleinen Fotoapparat dabei und fotografiert uns. Ein anderer spricht mich an und fragt, ob ich nicht bei ihm bleiben will… Christoph schaut recht interessiert und bevor sich mein liebender Ehemann überlegen kann, wie viele Ziegen er wohl für (s)eine Zicke kriegen kann – schiebe ich ihn in den gegenüberliegenden Bottlestore. Wir erstehen zwei Coke. Das ging leicht. Schwierig wird die Verhandlung um den Öffner. Eigentlich ja nur um die Nutzung desselben. Der Besitzer will den Öffner nicht aus der Hand geben – offenbar traut er uns (Weißen) nicht.

Nach erfolgreicher Flaschenöffner-Verhandlung setzten wir uns auf die Stufen des Bottlestores in den Schatten. Offenbar haben wir uns als vertrauenswürdig erwiesen, denn der Besitzer bringt uns zwei Plastikstühle und macht eine einladende Geste. Versorgt mit Schatten und Getränk, schauen wir dem Treiben in dem Dorf zu.

 

Was nun mit dem Auto ist wissen wir noch nicht. Willi ist auskunftsfreudig wie immer „something wrong“. Das wissen wir schon! Aber zum Glück funktioniert die Gerüchteküche. Der Bottlestorebesitzer weiß von einem Kunden dass die Kupplung hinüber ist, von einem anderen, dass ein Ersatzteil besorgt werden muss und er weiß sogar, dass irgendwer auf einem Moped irgendwohin gefahren ist, um das Ersatzteil zu besorgen. Anscheinend gab es irgendwo das Ersatzteil aber nicht. Dann ist irgendwem anderes eingefallen, man könne aus irgendeinem Auto das entsprechende Teil ausbauen und in dem Landi einbauen. Kompliziert? Fanden wir auch – die Message ist: es geht was. Ob’s klappt weiß keiner.

 

Nach zwei Stunden Warten meint der Bottlestore-Besitzer, wir könnten auch bei Ihm schlafen, wenn es heute nicht mehr weiterginge. Wir denken erleichtert an unsere Innenschlafsäcke und Decken – und sind bereit – im Notfall – auf das Angebot zurückkommen.

Irgendwann wird uns langweilig und wir erkunden unser neues Urlaubsdomizil Bwambara (in der Hoffnung, dass es doch noch weitergehen möge). Die Leute hier sind überaus freundlich. Sie erklären uns was sie grade machen (Kaffebohnen trocknen, Petroleum verkaufen, Bohnen wiegen), und halten uns wahrscheinlich für die letzten Hinterwäldler, weil wir ganz offensichtlich die banalsten Dinge nicht kennen.

 

Tatsächlich kommt uns irgendwann Willi mit seiner gewohnt spaßfreien Art entgegen und verkündet, dass es nun weitergeht. Zwei der Kinder begleiten uns noch bis zum Landi und schauen uns mit großen Augen an. Kekse hab ich keine mehr, aber die zwei gegrillten Bananen…. Wir werden schon nicht verhungern. Good-Bye Bwambara und danke für die Gastfreundschaft!!!

 

Nach einer halben Ewigkeit und einigem Durchfragen erreichen wir die Ntungwe River Camp in Ishasha. Es wird langsam dunkel. Aber aufs Thema „Lodge im Dunkeln“ sind wir ja schon spezialisiert.

Hungrig, verschwitzt, verstaubt und zerstochen wollen wir uns unter die Dusche werfen, die entpuppt sich aber als schwaches Rinnsal. Doch die braune Brühe am Beckenboden zeugt davon, dass immerhin ein Teil von Ugandas Straßen hier bleibt. Das Abendessen ist ziemlich gut – allerdings sind wir auch ziemlich hungrig, so dass es uns eventuell ein bisschen an Objektivität mangelt….

Weiterlesen 7. Teil von Moskito Tracking in Uganda

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