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Teil 2 Kenya: Talek – Ein unerwartetes Wiedersehen oder 3 Pannen an einem Tag

29. Dezember 2012
Teil 1 Kenya: Nairobi – Das Abenteuer beginnt
28. Dezember 2012
Teil 3 Kenya: Die Masai Mara – Ein fast perfekter Tag
30. Dezember 2012
 

29. Dezember 2012: Der Start ins Abenteuer...

R rrriiinggg… rrrinngg. Ich werde vom Telefon geweckt. „Good Morning! Joseph is waiting!“ Wer??? Es ist halb acht und mir kann Joseph – wer immer das auch ist – gestohlen bleiben. Chris meint aber, das sei der Fahrer, der unser Auto bringt und springt aus dem Bett. Auch wenn er anderthalb Stunden zu früh da ist, Hauptsache wir kommen rechtzeitig los.

Leider regnet es immer noch. Nach über einer Stunde kommt Chris in den Frühstücksraum und meint: „Das Auto ist okay. Aber…“
Kurz und gut: wir haben nur einen Mini Scheibenwischer (der diesem Regen höchstwahrscheinlich nicht gewachsen ist). Das ist aber wurscht, wir können ja aus den Seitenfenstern rausschauen (denn wir müssen eh mit offenen Fenstern fahren – wir haben keine Lüftung). Zudem haben wir auch keine Auto-Papiere… und wenn wir Glück haben, müssen wir auch das Ersatzrad nicht benutzen. Denn das hat zum Ausgleich kein Profil.

 
 

Wir packen Koffer und Alk-Kisten ins Auto, befestigen unser nagelneues Garmin Nüvi und los geht’s. Schön wär‘s! Chris dreht den Zündschlüssel rum und das Auto macht keinen Mucks. Natürlich ist die Karre eine halbe Stunde vorher angesprungen. Jetzt ist Joseph schon auf dem Weg nach Nakuru und wir stehen da, wie die Deppen. Wir rufen James unseren Vermieter an. Der gibt ein paar nutzlose Ratschläge, ruft dann aber Joseph an, der noch mal kommen soll. Nach einer weiteren Stunde kommt er lässig angeschlappt, probiert das Zündschloss und nimmt die Sitzfläche vom Beifahrersitz. Darunter befindet sich offenbar die Batterie. Er befestigt ein Kabel, das sich gelöst hatte, steckt es ein und wir können endlich starten.

Leider ein kurzes Vergnügen! Nach ganzen 15 min Fahrzeit höre ich nur „Fuck!“ Die Karre ist aus.

Wir sind auf einer dreispurigen Straße. Und ja wir befinden uns auf der äußersten Überholspur. Mithilfe von ein paar weiteren Flüchen (auf die ich hier verzichte), gelingt es Chris, die Karre auf der linken Spur ausrollen zu lassen, bevor sie endgültig stehen bleibt. Es regnet in Strömen. Wir rufen den Autovermieter an. Der erklärt uns, es könne gar nicht sein, dass der Landi nicht mehr fährt. Ich erkläre ihm im Gegenzug, dass er sofort Joseph ausfindig machen muss, bevor mein Mann Amok läuft. Genervt steige ich aus und zünde mir eine Zigarette an. Sofort werde ich mit ein Hupkonzert und wilden Handbewegungen der Vorbeifahrenden bestraft. Ganz offensichtlich haben die Kenianer ein ziemlich grottiges Bild von den Touris. Denn ganz ehrlich, es ist wirklich kein geeigneter Platz für eine Erholungspause – vom Regen mal ganz abgesehen. Auf die Idee, dass wir eine Panne haben könnten, kommt offenbar niemand. Immerhin vertreibe ich mir die Zeit mich über die Kenianer aufzuregen, die sich wiederum über uns aufregen. Herrjeh!

 

Nach einer halben Stunde taucht Joseph auf. Diesmal hat sich ein Kabel am Motor gelöst. No Problem! Wir haben allerdings keinen Bock mehr – aber auch keine Wahl. Denn das Auto umtauschen können wir nicht so einfach. Kurz vor Reiseantritt hatte sich unser Autovermieter von seinem Partner getrennt und die Hälfte des Fuhrparks behalten. Das waren haargenau drei Autos. Mit einem ist Mzungu unterwegs, mit dem anderen Bloke und das Dritte haben wir. Die Perspektiven sind also hervorragend…

Joseph schwört, dass unser Landi ansonsten vööööölllllllig in Ordnung sei. Um uns das geschwundene Vertrauen wieder herzustellen, versucht er auch gleich die Benzinanzeige zu reparieren (dieses Problem hatten wir erst beim Tanken bemerkt). Leider vergeblich. Also müssen wir den Rest des Urlaubs „schätzen“, ob und wie viel Benzin der Landi braucht. Als Kompensation für die nicht reparierte Tankanzeige handeln wir mit Joseph aus, dass wir ihn ein Stück mitnehmen, falls noch mal was passiert, und ihn dann an der Kreuzung Nakuru/Narok absetzen. Inzwischen ist es 12 Uhr und wir müssen uns nun ein wenig beeilen. Wir tuckern über die Berge. Alles bene. Phuuuu… Nach ca 100 km verabschieden wir uns von Joseph, geben ihm noch ein gutes Trinkgeld und glauben seinen Beteuerungen, nun sei wirklich alles okay.

Die Straße nach Narok ist wunderbar geteert und Chris gibt Gas, um die verlorene Zeit aufzuholen. Wobei … Gas ist ein großes Wort. Mehr als 110 km/h schafft der Landi nicht. Und nicht mal das. Denn in the middle of nowhere fängt der Landi an zu qualmen. Sehr stark zu qualmen! Chris hält an, ich zücke mein Handy und – nichts. Kein Netz! Ähhh… und jetzt? Chris öffnet die Motorhaube und wir starren hinein. Der Motor starrt zurück und qualmt. Sch… Situation!

Kein Auto in Sicht – aber ein Mofa und das hält an. Der nette Mofafahrer ist Automechaniker. Halleluja! Er schaut mit offenbar wesentlich mehr Erfolg in den Motor und murmelt was von „Viper“. ??? Chris schaut mich fragend an: „Was ist kaputt?“ Männer müssen immer alles genau wissen… Also beginnt eine ziemlich langwierige Diskussion mit dem Mechaniker, an deren Ende Chris zugibt genauso wenig zu wissen, wie vorher. Aber gut, dass sie darüber geredet haben…Da unser Werkzeug auch eher dem Zustand des Autos entspricht, schwingt sich unser Retter auf sein Mofa und besorgt das Werkzeug, was man so für (oder gegen?) Viper braucht.

Nach kurzer Zeit kommt unser Held zurück, beladen mit diversen Wasserbehältern, Flaschen, Werkzeugen und einem zweiten Mann. Wir verstehen, dass der Schlauch zum Kühler verstopft ist und dieser Umstand für Viper verantwortlich ist. Langsam dämmert uns, dass Viper wohl Vapour heißen sollte – nichts anderes als blöder, stink normaler Dampf.

 

Nach unzähligem Spülen, Freiblasen und einigen Flaschen Coolant für den Kühler, läuft unser Landi wieder. Juhu! Unser Hochgefühl bekommt einen harten Dämpfer, als es an die Rechnung geht. Wir müssen 10.000 KSH (unser gesamtes Bargeld) und 40 $ berappen. Und das ist noch nicht alles. Inzwischen hatten sich zwei weitere Mofas mit Zuschauern zu uns gesellt – die nun auch bezahlt werden wollen. Ich glaub es hackt! Die Show war zwar nicht der Hammer, aber Zuschauer bezahlen geht gar nicht. Vor allem: mit was? Unsere letzte Kohle ist grad durch den Kühlerschlauch geblasen worden…

Währen der nächsten km bis Narok hat unser frisch reparierter Landi wieder genügend Zeit heiß zu laufen. Suuuuuper! Im Laufe der Zeit stellen wir aber fest, dass die Karre immer heiß wird, wenn sie schneller als 70km/h läuft, egal womit der Kühler befüllt wird. Wir schätzen dass wir Benzin brauchen (halb leer) und wissen, dass wir Bargeld benötigen (ganz leer). Als wir Narok verlassen, ist es später Nachmittag und wir haben noch 3 Stunden bis zur Aruba Lodge in Talek.

Die Straße ist geteert. Aber jeder Versuch, richtig Gas zu geben, wir gnadenlos von der Temperaturanzeige bestraft. Das Problem löst sich auch recht schnell, denn bald erreichen wir die Schotterpiste. Und es fängt an zu regnen. In Strömen. Die schlammigen Wege verwandeln sich in Seen und rutschigen Matsch. Fein, dann brauchen wir uns wenigstens um die Überhitzung keine Sorgen zu machen!

 

Da die Lüftung am Arsch ist, müssen wir die Fenster offen lassen. Also haben wir auch im Auto Spaß an Matsch und Pfützen. Jede Matsch-Durchfahrt hinterlässt deutliche Erinnerungen auf unseren Klamotten. Und da Geschwindigkeit und Fahrtstrecke inzwischen im deutlichen Missverhältnis stehen, haben wir ehrlich gesagt, keine Ahnung, ob wir nicht in unserem Lieblingsauto übernachten dürfen. Immerhin haben wir Unmengen an Alk dabei… und vielleicht ist Koma-Saufen unter gewissen Umständen doch eine Lösung…

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Wer möchte die Telefonnummer von der Autovermietung haben?

 

Irgendwann sehen wir Licht am Ende des Tunnels. Der verdammte Regen hört auf und wir nähern uns dem Sekenani Gate der Massai Mara. Jetzt sind es nur noch 50km nach Talek, dort wo unsere Lodge ist. Unser Navi befielt uns rechts abzubiegen, in ein kleines Dorf. Kaum sind wir ein paar Meter gefahren sehen wir ein Safari Fahrzeug. Offenbar haben die auch eine Panne. Denn unter dem Auto liegen einige Kenianer und neben dran stehen….DIE BLOKES! (eigentlich heißen sie Heinz und Sigi, im Namibia-Forum firmieren sie unter dem Nickname "Bloke")


Wir hupen und ich rufe aus dem Fenster (statt eines üblichen „Hallo“): „Die wievielte?“ Heinz versteht sofort und meint: „Die Vierte – in 4 Wochen!“ Ha, das können wir doch lässig überbieten mit drei Pannen an einem Tag! Immerhin reicht unser Horrortag zu kurzfristigem Heldentum. Den Blokes hatten sie "nur" schlechten Diesel angedreht und der Tank musste gelehrt werden. Für die beiden Pech – für uns Glück: denn wir erfahren, dass der vom Navi vorgeschlagene Weg außerhalb der Mara komplett überschwemmt ist und wir durch den Park fahren müssen.



 

Also renn ich zurück zum Sekenani Gate, zahle die Parkfee, erkläre, dass wir zum Pannenfahrzeug gehören und bekomme ebenfalls die Sondergenehmigung, nach Anbruch der Dunkelheit den Weg durch den Masai Mara Nationalpark zu nehmen.

Kleiner Einschub: Man sollte niemals in Afrika bei Nacht fahren. Schon gar nicht in Nationalparks, das in der Regel auch strengstens verboten ist, da der Park stockdunkel und voller Tiere ist.

Als Emma (das Auto von den Blokes) endlich fahrbereit ist, ist es auch tatsächlich dunkel. Ab zum Night-Game-Drive durch den Masai Mara Nationalpark. Nein, kein Juhu! Wir sind alle ziemlich am Ende und wollen nur noch essen und schlafen. Nach weiteren anderthalb Stunden sind wir endlich im Aruba-Mara Camp angekommen. Eigentlich wollte Heinz campen. Aber Sigi droht ihm die Scheidung an, falls er auch nur das Wort Zeltplatz in den Mund nimmt und so „muss“ unser Ironman auch im "Luxus"-Zelt übernachten…


Weiterlesen 3. Teil von Don´t touch this car
 

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