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Teil 6 Kenya: Die Masai Mara – Markttag in Talek

2. Januar 2013
Teil 5 Kenya: Die Masai Mara – Happy New Year oder Another Day in Paradise
1. Januar 2013
Teil 7 Kenya: Lake Nakuru – Wo sind all die Flamingos hin
4. Januar 2013
 

2. Januar 2013: Markttag

P lop… Plop… PlopPlopPlop… NEIN! Es reicht! Das Geräusch der Regentropfen auf unserem Zeltdach macht mich inzwischen aggressiv… sechs Uhr morgens, es schüttet und wir haben einen Gamedrive geplant. Ich schiele zu Chris rüber. Der zieht sich die Bettdecke über den Kopf und murmelt „Keinen Bock…“ Wir überlegen, wie viel uns die Freundschaft zu Heinz und Sigi wert ist (die Naretoi Leute sind heute nicht dabei) und quälen uns dann doch aus dem warmen Bett und in unsere schlammig-feuchten Klamotten…

Während Chris meine Jacke aus dem Landi holt, renne ich zum Restaurant, damit Heinz und Sigi nicht so lange warten müssen. Sie sind noch nicht da. Phuuuu – also ist notwendige Kaffee-Supply gesichert. Nach der dritten Tasse wundere ich mich doch, wo alle bleiben. Vielleicht sind sie ertrunken? Als ich mit mir kämpfe, ob ich mich todesmutig in die Regenfluten stürzen soll, kommt Chris. Ich sehe sein Gesicht. Das verheißt nichts Gutes – gar nichts Gutes…. „Das Dach vom Landi war offen!“ Uppppssssss…. Der Generalverdacht fällt auf Heinz und mich. Die zwei auf den billigen Plätzen hätten außer Zanken und Biertrinken auch mal an was Sinnvolles denken können. Nach seinem Gesicht zu urteilen, ist jetzt nicht der optimale Zeitpunkt über Prioritäten zu diskutieren. Auch nicht für den Einwand, dass er und Jack zuletzt das Auto hatten, um in die Werkstatt zu fahren. Mein Blick fällt auf das tropfende Etwas in seiner Hand. MEINE JACKE….

Gerdi erklärt sich netterweise bereit, die Jacke auf ihrer überdachten Veranda trocknen zu lassen. Außerdem meint sie, einige ihrer Mitarbeiter seien auf dem Weg zur Lodge im Schlamm stecken geblieben. Sie hätte kein gutes Gefühl uns allein auf Gamedrive zu schicken und würde Moses anrufen, der uns fahren könnte. Alles schön und gut – aber wo sind die Blokes??? Jetzt sind sie eine halbe Stunde überfällig. Da ich immer noch zu den Hat-den-Landi-unter-Wasser-gesetzt-Verdächtigen gehöre, tapse als Sühne durch den Regen zu ihrem Zelt. „Guten Morgen!“

Murmelmurmel… dringt es durch die Zeltwand. Und Sigi streckt kurz drauf den Kopf raus: „uuppss… wir dachten bei dem Regen fällt der Gamedrive aus…“ Ironman startet den Versuch: „es regnet wie Sau! Und es isch saukalt!“ Forget it! Auch Heinz und Sigi scheint die Freundschaft mit uns was wert, denn in Turbosgeschwindigkeit sind die beiden da, schlucken 2 Liter Kaffee und wir können mit Moses starten. Da unser Landi sich über Nacht in ein Schwimmbad verwandelt hat und Heinz‘ Emma nicht schlammtauglich ist, dürfen wir das Naretoi Auto nehmen.

Leider ist es ohne Jacke besch… kalt. Und zunächst zweckfrei. Den Matsch in allen Varianten kennen wir schon. Und die Tiere haben auch keinen Bock mehr auf das Wetter.

 

Aber nach einer ziemlich öden Stunde sehen wir zwei Löwen-Ladys, die etwas unentschlossen und gelangweilt unseren Weg kreuzen. Nach kurzer Zeit ziehen die Ladys weiter. Wir auch.

 

Etwas später sehen wir zwei Geparden. Sie liegen gemütlich im Gras herum und genießen die Stille und Ruhe. Wir sind die einzigen Touris weit und breit. Dass es auch anders geht, sehen wir später.

Auf dem Rückweg treffen wir auf eine riesige Safari-Fahrzeug Wagenburg. Sie haben eine kleine Wiese umzingelt. Die Attraktion erkennen wir nicht, sehen aber, dass sich alle Kameras auf einen Punkt konzentrieren. Moses fragt einen Fahrer. Gepard. Einer. Liegt im Gras. Hmmmm…. Als wir endlich eine Lücke in der Wagenburg finden, sehen wir von fern einen gelben Punkt zwischen den Gräsern. Sobald sich ein Grashalm bewegt, sieht man gefühlte 250 Fotoapparate aufschnellen. Klick klick klick. Sobald der Grashalm Ruhe gibt, sinken die Fotoapparate – nur wenige Hartgesottene harren in unbequemer Haltung hinter der Linse aus und geben lustlose Klicks von sich. Darauf haben wir nun wirklich keinen Bock und überlassen anderen Touris den Blick auf den gelben Punkt.

 

Nach guten drei Stunden sind wir wieder zurück auf der Lodge. Die Naretoi Leute haben heute ein Meeting. Sie beratschlagen welche bedürftigen Kinder ins Schulprojekt aufgenommen werden können. Auch keine einfache Aufgabe. Nachdem Chris und ich jetzt schon so einiges von dem Projekt mitbekommen haben und von der Sache total überzeugt sind, bekommt unser ugandisches Patenkind ein Massai-Geschwisterchen. Als wir mitteilen, dass wir die Patenschaft für ein weiteres Kind übernehmen, ist die Freude riesig (in Deutschland haben wir dann erfahren, dass wir nun einem sechsjährigen Massai Jungen die Teilnahme am Unterricht ermöglichen dürfen).

Nachmittags traut sich die Sonne raus. Immerhin eine Chance, dass der Landi trocknet. Wir fahren derweil nach Talek auf den Markt. Der kurze Abstecher bei der Werkstatt und die anschließenden Telefonate mit James ergeben nur, dass der Filter „on the way sei“. Super! Morgen wollen / müssen wir abreisen….

Der Stress über den Schwimmbad-Landi ohne Luftfilter ist aber schnell vergessen. Denn der Markt ist einfach der Hammer! Überall wimmelt es. Wir werden ständig angesprochen. Da Naretoi im Dorf schon viel bewirkt hat, kommen ständig Menschen, um sich bei Heike, Charly und Birgit zu bedanken. Sie hatten im letzten Jahr Geld gesammelt, um den ärmsten Familien wenigstens ein Schaf zu spenden. Denn damit ist immerhin das Abendbrot für die Kinder (Schafsmilch) gesichert. Eine Frau erzählt überglücklich, dass ihr Schaf vor kurzem ein Lamm bekommen hätte. Für viele ist der Besitz eines oder irgendwann zweier Schafe eine erhebliche Verbesserung ihrer Lebensumstände. Und wir dürfen diese (Wahnsinns-)Dankbarkeit miterleben. .

 

Aber was wären Mädels auf einem Markt ohne Shopping??? Richtig, der unrealistische (!) Wunschtraum aller Männer… Eine von uns entdeckt den Stand. „Tücher!!!!“ Die der anderen springen dazu mit Kampfgebrüll: ZALANDO! Auf einem riesigen Berg Klamotten kämpfen wir uns durch viel Unbrauchbares und erwühlen die Tücher. „Ein Rotes!“ „Oh, ich will auch ein Rotes“ wühl, wühl wühl. Kaum wird das farblich Passende gefunden. „Hmmmm – ob Rot so zu mir passt? Gibt es auch ein Blaues???“ wühl wühl wühl. Kreisch: „Grün wie geil!“ Kreisch: „Ich will auch eins!“ Nach kurzer Zeit sehen uns nicht nur die Verkäufer fassungslos zu, auch viele Kenianerinnen schauen erstaunt, was die Muzungu-Frauen derart in Extase versetzt.

 

Unsere Männer kommen einer nach dem anderen angetrabt und rufen „Zalando!“ Aber mit offensichtlich wesentlich weniger Begeisterung als wir… Nach hartem Kampf und noch härterem Feilschen, haben wir alle fette Beute gemacht. So fett, dass wir wahrscheinlich nie wieder ein Tuch kaufen müssten – aber wer kann das schon voraussagen...

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Jeder hat so seine Vorstellung vom Paradies

 

Bei einer Getränke Pause freundet sich Chris mit den Kindern an. Chris meint im Nachhinein, das die Kinder wohl mehr Fun hatten als er.

 

Als wir wieder in der Lodge sind. Fällt uns das Luftfilterproblem wieder ein. Wir diskutieren gerade, ob es moralisch okay sei, morgen ohne den blöden Luftfilter zu fahren, da kommt uns Jack strahlend entgegen. Er hat einen Luftfilter für uns besorgt. Wie? „Is okay! You can take it.“ ??? Wenn der andere Filter jemals käme, würde er den dann nehmen – wenn nicht sollen wir den Filter als Präsent betrachten. Wir sind völlig gerührt! Und es bleibt uns gar keine andere Wahl, als es anzunehmen. Jack und Chris düsen zur Werkstatt und lassen den neuen Luftfilter einbauen.



Derweil begießen wir anderen sehr wehmütig unseren letzten gemeinsamen Abend.

Weiterlesen 7. Teil von Don´t touch this car

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