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Irgendwo zwischen Irak, Saudi-Arabien und Syrien

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Der Weg zu den Wüstenschlössern

Am nächten Tag geht es zu den berühmten Wüstenschlössern. Wir lassen uns mit dem Taxi zum Fughafen fahren, um dort unseren Mietwagen abzuholen. Netterweise erklärt uns der Taxifahrer noch den kürzesten Weg auf die M40 zu den Wüstenschlössern. Ein Weg, der angeblich viel schneller und besser ist, als wenn wir wieder zurück über Amman fahren.

Die Autoübergabe bei Budget klappt problemlos. Auch die Abzweigung zum Highway M 40 Richtung Wüstenschlösser ist kein Problem. Dass die Idee bestenfalls nur mittelgut ist, merken wir, als die ersten Straßenschilder auftauchen. Die gibt’s nur noch auf Arabisch. Richtig blöd wird’s wenn sich der Weg teilt, unser Navi aber glaubt, es gibt nur eine Straße. Um uns rum das reine Nichts. Da ist er wieder, dieser Moment in dem ich mich frage, warum wir nicht einfach Urlaub auf Mallorca machen... Pool, Liegestuhl und kalter Drink. Stattdessen heißt es, rumirren in der Wüste. Ich mach’s kurz: Wir haben den Weg tatsächlich irgendwann gefunden, allerdings in der dreifachen Zeit und es hat uns mindestens die dreißigfachen Nerven gekostet. Unser Learning für Jordanien: unter gar keinen Umständen mehr irgendeine Abkürzung und schon gar nicht durch die Wüste.


Immer Richtung Irakische bzw. Saudi-Arabische Grenze

Endlich auf dem Highway M 40 Richtung Azraq angekommen, fahren wir immer schön Richtung Irakische bzw. Saudi-Arabische Grenze. Ich bin ja jemand, der fremde Länder mag, aber weder auf den Irak noch auf Saudi-Arabien hab ich großen Bock. Und es ist ein verdammt komisches Gefühl, genau darauf zuzufahren... Etwas entspannter wird es, als wir das erste Wüstenschloss sehen. Die kleinen Schlösser findet man hauptsächlich in der Jordanischen Wüste. Sie wurden zwischen 650 und 750 n. Chr. von den Kalifen der Umayyaden-Dynastie erbaut, allerdings weiß keiner so genau zu welchem Zweck. Karawanserei? Treffpunkte für und mit Beduinen? Verteidigungsanlagen?

Auf jeden Fall sind die Wüstenschlösser wunderschön. Das Qasr Kharana (ca. 65 km östlich von Amman) thront fast quadratisch „in the middle of nowhere“. Man kann sich eher einen Rastplatz für Handelskarawanen vorstellen, als eine Verteidigungsanlage. Der Eindruck irgendwo im Nirgendwo zu sein, wird dadurch verstärkt, dass wir zwar gut ausgebaute touristische Infrastruktur erkennen, aber völlig allein sind. So haben wir das Wüstenschloss ganz für uns und können es in Ruhe erkunden - etwas merkwürdig ist das Gefühl trotzdem.

Das nächste Wüstenschloss, das Qasr Amra (ca. 85 km östlich von Amman) ist schon von außen der Hammer. Wahrscheinlich war es mal ein Jagd- oder Lustschloss, mit Badehaus und wunderschönen Fresken. Zunächst dachte man, die Fresken im Qasr Amra können nicht islamischen Ursprungs sein, da der Islam Darstellungen von Menschen, (vor allem von unbekleideten Frauen) so gar nicht vorsieht und stattdessen auf geometrische Muster ausweicht. Ursprünglich gab es wohl im Koran gar kein ausdrückliches Bilderverbot. Wahrscheinlich ist es erst später „eingeführt“ worden - moglicherweise um sich von den römisch-byzantinischen Motiven zu distanzieren. Deshalb durften sich die frühen Kalifen (vor 750 n. Ch.) noch an den bezaubernden Darstellungen im Quar Amra erfreuen.

 

Irgendwann sind wir staubig und durstig. Also auf nach Azraq. Schon bei der Einfahrt sehen wir jede Menge LKW. Offenbar ist Azraq eine der Versorgungstationen vor den Grenzen und auch entsprechend uncharmant.

 

Wo zur Hölle liegt eigentlich Azraq

Trotzdem haben wir Hunger und suchen etwas misstrauisch eine annehmbare Lokalität. Die finden wir im „Name-nur-Arabisch“. Der Kellner deckt begeistert den Tisch. Das heißt, nass wischen (kennt man ja) und dann Plastiktüte drauf kleben (uuupppsss...). Was wir genau bestellen, wissen wir nicht, aber es kommen Taboulleh, Humus, eine weitere hammerleckere Paste und Kebab vom Lamm. Mit 16 JOD (ca. 19 Euro) ist der Preis mutmaßlich Touri-Abzocke... und das nehmen wir übel, denn wir haben neugierige Araber angelockt (ob Jordanier oder weiterreisende Saudis, wissen wir nicht). Und sind so immerhin der „Hinkucker“ in dem Restaurant.


 

Die Wüstenschloss-Route ist ein Loop, so müssen wir nicht auf dem gleichen Weg zurück. Jetzt fahren wir auch nicht mehr Richtung Irak oder zu den Saudis – sondern zur Syrischen Grenze...Fein! Dass der Krieg sehr nah ist, wird uns spätestens dann klar, als wir am Refugee Camp, 20 km außerhalb vom Azrag vorbeifahren. 80.000 Flüchtlinge haben sie hier in eine wirklich trostlose Gegend, mit hohen Sicherheitszäunen, verbannt. Wir sind beide still und sehr betroffen als wir an den langen Reihen Einheitshäuser vorbeifahren.


 

Wir sind auch nicht mehr so richtig motiviert, das letzte Qsar Hallabat anzuschauen. Zumal wir noch bis in den Norden, nach Jerash müssen. Das heißt erstmal durch Industrie und Höllenverkehr kämpfen. Umso erstaunter sind wir die „Toskana Jordaniens“ erreichen.

5 Comments

  1. Edith sagt:

    Liebe Anja! Soooo schön!!! Toll! Als ob ich neben dir sitze!
    Die Fotos sind der Hammer! Dein Bericht echt amüsant und so… so … „Anja“ halt … ich liebe es
    Ich kann es mir richtig vorstellen wie ihr da rumgeirrt seid… schrecklich!
    Grüssle E.

    • chrismaster sagt:

      Liebe Edith,
      vielen Dank für Deinen lieben Kommentar! Freut uns sehr. Wir sind hier nicht immer online, deshalb die späte Antwort.
      Grüßle
      Anja

  2. Rushan sagt:

    Hallo und vielen Dank! Wir haben 2 Mal Iordanien besucht, das letzte Mal mehr als vor 10 Jahren. Ihr habt unsere erinnerungen erfrischt. Damals gab es keine Navis, ich orientierte mich nur mit Hilfe von Karten und meiner schwachen Kenntnis von Arabischen. Es hat sich laut euren Fotos kaum etwas verändert. Wir besuchten Amman, das Tote Meer, Wadi Ram, Petra, Al-Qaraq, Aqaba und noch etwas, habe schon vergessen…

  3. chrismaster sagt:

    Hallo Rushan,

    Hut ab! Ohne Navi oder mit Hilfe von Google Maps wären wir komplett verloren gewesen… Allerdings ist auch unser Arabisch mehr als ausbaufähig (heißt, es reicht nicht, um nach dem Weg zu fragen – oder gar die Antwort zu verstehen). Wahrscheinlich hatten wir eine ähnliche Route. Ist der vergessene Ort vielleicht Jerash? Aljun? oder Madaba?
    Herzliche Grüße und vielen Dank fürs Mitreisen
    Anja

    • Rushan sagt:

      Das war Ma’in (Heiße Quellen). Da habe ich unter dem heißen Wasserfall gebadet. Auch Madaba und Berg Nebo.

      Reist mal nach Russland! Herzlich Willkommen!
      Rushan (Moskau)

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