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Letzter Teil Südafrika: Welcome to Soweto – bye-bye Creditcard

13. Februar 2017
Teil 4 Südafrika: There’s a Whirlpool on the Bridge!
12. Februar 2017
Amman: Oft kommt es anders als man glaubt…
5. September 2017
 

10. Januar 2017: Long Tom Pass - Dullstroom - Johannesburg

W ir wären wirklich noch sehr gerne in der „Alten Mine“ geblieben. Das Frühstück war gut und Reiner gibt uns noch ein paar Tipps mit auf den Weg. Einer davon ist Pilgrims Rest auszulassen, was nicht so schlimm ist, denn wir waren vor ein paar Jahren dort und eher über den Long Tom Pass nach Dullstroom zu fahren. Der Pass stand eh auf unserer Bucket List, denn als wir ihn zum ersten Mal 2008 gefahren sind, haben wir nix gesehen. Nebel oder Wolken (oder eher beides) hingen so tief, dass wir ins Nichts gefahren sind. Wenn man weiß, dass es hier über 1000 m runter geht und die Straßen eng und kurvig sind, ist das eher gruselig als toll. Aber heute spielt das Wetter mit und wir wagen es noch mal.

Der Long Tom Pass führt 46 km durch die nördlichen Drakensberge und ist mit 2.150 m der höchste Pass Südafrikas. Die Handelsstraße zwischen Lydenburg und Sabie wurde schon im Jahr 1870 gebaut, um den Hafen in Mocambique schneller zu erreichen. Glücklicherweise wurde sie zwischenzeitlich erneuert, sodass wir keine fiesen Schlaglöcher befürchten müssen. Benannt wurde der Pass nach einer Kanone aus einem der Burenkriege, deren Nachbildung sich noch an der höchsten Stelle des Passes befindet. Die olle Kanone ist nicht wirklich ein Highlight, aber der Blick von oben ins Tal ist gigantisch! Nach so vielen Jahren, sind wir versöhnt mit dem Long Tom Pass – bei schlechten Wetter würden wir ihn trotzdem nie wieder nehmen.

 

Um die Mittagzeit sind wir in Dullstroom. Das kleine Kaff ist angeblich eines der ältesten in Südafrika und ganz nett. An der Hauptstraße entlang überbieten sich Gasthäuser, Pankake-Shops und Kaffees, mit historischem Ambiente. Wir entscheiden uns für „The Old Transvaal Inn“ und essen einen leckeren Pancake gefüllt mit Bobotie. Dort beobachten wir Busgruppen, die hier offenbar auch auf dem Weg von oder in die Drakensberge haltmachen. Da Dullstroom nur 2,5 h von Johannesburg entfernt ist und praktisch auf dem Weg in den Kruger liegt, ist es eine gute Alternative für die erste Übernachtung, die wir uns merken werden!

 

Die Weiterfahrt nach Johannesburg verläuft unspektakulär und ziemlich langweilig. Liegt vielleicht auch daran, dass wir diese Strecke schon sooo oft gefahren sind. Im riesengroßen Johannesburg findet unser Navi (und ich mit „Sicherheits-Map“ auf dem Schoß) das Uxolo-Guesthouse in Norwood, Johannesburg auf Anhieb. Es scheint eine kleine nette Wohngegend zu sein – wären nicht überall vor den Häusern die hohen Sicherheitszäune. Vernon, der Besitzer, zeigt uns unser Zimmer. Das ist recht schön und groß. Leider wird das Uxolo Guesthouse momentan renoviert und es stinkt überall nach Farbe.

 
 

Deshalb ziehen wir es vor, der Empfehlung einer Freundin zu folgen, die ein paar Jahre in Johannesburg gelebt hat. Wir suchen Melrose Arch, ein schönes und sicheres Viertel, ganz in unserer Nähe. Nach ca 15 min (selbstverständlich mit dem Auto – alles andere wäre zu unsicher) sind wir dort.

Melrose Arch ist ein modernes Nobelviertel mit ebensolchen Restaurants und Shops. Es könnte überall auf der Welt sein. Unsere Wahl fällt aufs „Moyo“, ein Restaurant mit Küche aus allen möglichen afrikanischen Ländern, aber wenig aus Südafrika. Trotzdem ist es all in all okay, obwohl wir unseren letzten Abend lieber „südafrikanischer“ verbracht hätten.

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Soweto - das politische Herz Südafrikas

 

11. Januar 2017: Soweto

U m sechs Uhr ist unsere letzte Nacht in Afrika vorbei. Wir packen alles flugsicher zusammen, frühstücken. Ich habe sehr lange überlegt, ob eine Township Tour moralisch vertretbar ist. Denn einfach nur Armut anschauen, ist nicht mein Ding. Andererseits ist Soweto eine der größten Städte Südafrikas mit historischer Bedeutung. Wir waren vor acht Jahren schon im Apartheid Museum, später auf Robben Island, der Gefängnisinsel, auf der Nelson Mandela 18 Jahre inhaftiert war. Die neuere Geschichte Südafrikas und die gesamte Entwicklung des Landes seither, sind einfach faszinierend. Also gehört ein Besuch in der South Western Township dazu.

Leider reicht es zeitlich nur für die Halbtagestour – aber wir sind ja sicher nicht das letzte Mal hier. Wir werden um 9 Uhr abgeholt. Unser Bus sieht aus wie ein Matatu. Hoffentlich fährt der Guide nicht genauso bescheuert... Tut er nicht. Denn erst einmal geht es durch lauter Nebenstraßen, bis alle anderen Teilnehmer eingesammelt sind. Und das dauert satte anderthalb Stunden (und wir waren beileibe nicht die ersten Gäste). Irgendwann scheint die Tour loszugehen. Eine Einführung gibt es nicht. Immerhin halten wir am Ellis Park Stadion (das weiß ich, weil ich den Film „Invictus“ gesehen habe und nicht, weil der Guide was dazu sagt). Es ist zwar noch nicht Soweto, aber beeindruckend. Hier hat Nelson Mandela dem südafrikanischen Rugbyteam Springbocks 1995 den Pokal zum Sieg in der internationalen Rugby Union Championship überreicht. Eine symbolische Handlung, um die noch kurz zuvor durch Apartheid gespaltene Nation durch seine offizielle Unterstützung des „weißen“ Nationalteams Springbocks, über die Rassengrenzen hinweg zu einen.

Okay, wir sehen das "historische" Stadion nur von außen. Und der Stopp ist wohl immer noch kein Sightseeing. Denn es steigen noch ein rüpelhaftes argentinisches Paar zu. Die quetschen sich grußlos und etwas brutal in die letzte Reihe mit Chris und mir und jetzt wird es auch noch verdammt eng.

 

Aber dann geht es los. Wir halten am Ortschild für einen Fotostopp oder eher „Selfie-Stopp“. Dann geht es zum berühmten Chris Hani Baragwanath Hospital. Ähhhh?! Wir fahren einfach vorbei. Besichtigung auf dieser Tour, heißt nicht anhalten. Das lernen wir jetzt. Und da wir auf der falschen Seite sitzen, sehen wir das Krankenhaus auch nur durch die Köpfe der Argentinier. Wir sind ein wenig (nein, natürlich ziemlich) angefressen... Wenn er nicht bei den ehemaligen „Power Supply“ Türmen hält, dann weiß ich nicht, ob eher Chris oder ich auf ihn losgehen. Er stoppt und wir haben die Türme, zwar nicht in aller Pracht, aber immerhin im Gegenlicht. So ein Mist! Die Power Supply Türme sind heute das Wahrzeichen von Soweto – früher ein Symbol des grausamen Regimes. Denn die schwarze Bevölkerung in Soweto war von der Stromversorgung angeschnitten – der Strom für die weißen wurde genau vor Ihrer Nase bzw. in ihrer Township – produziert.

 

Es geht weiter zu den typischen Township Häusern. Diese wurden den schwarzen Arbeitern zur Verfügung gestellt. Erst seit Ende der Apartheid wurden die Eigentumsrechte übertragen.

Soweto hat, wie jede große Stadt auch, verschiedene Wohnviertel für Reiche, die Mittelschicht und den armen Teil der Bevölkerung. Für den Spaziergang durch die Slums bekommen wir einen eignen Guide. Offenbar partizipieren die Menschen hier von den Führungen (zumindest behauptet das unser Guide), denn sie sind sehr freundlich und scheinen den doofen Touris eher positiv gegenüber zu stehen. Trotzdem sind wir ziemlich mitgenommen, von dem was wir sehen. Obwohl man es vorher weiß, ist das tatsächliche Sehen und Erleben noch mal ein Unterschied. Uns hat es jedenfalls demütig gemacht und wir werden uns sicher nicht mehr so schnell über irgendwas beklagen.

Der neue Guide hat seinen Job super gemacht. Und trotzdem sind wir die einzigen, die das mit einem Trinkgeld honorieren! Und das ist übrigens nicht das erste Mal, dass es uns auffällt, dass in internationalen Gruppen (Argentinier, 1 Australier, US, UK und Deutsche) fast keiner einen Tipp gibt. Komisch...

 

Nach der Begegnung mit der grauenvollen Armut, wird es wieder politisch. Es geht weiter nach Rockville zur Regina Mundi Church. Die Kirche diente während der Apartheid den Gegnern als Versammlungsort bzw. bot Schutz vor Verfolgung durch das Regime. Bei den Demonstrationen vom 16. Juni 1976 flohen protestierende Schüler und Studenten in die Regina Mundi Kirche. Die südafrikanische Polizei stürmte daraufhin die Kirche – noch heute sind die Einschusslöcher in der Kirchendecke zu sehen. Die Vorstellung, dass vor gar nicht allzu langer Zeit hier von einem brutalen Regime Kinder gejagt und beschossen wurden, jagt mir heute noch einen Schauer über den Rücken. Fassungslos bestaune ich den (heute friedlichen) Ort und merke, dass ich mir das Grauen, was sich hier abgespielt hat, nicht vorstellen kann.

 

Weiter geht’s zum Hector Pieterson Memorial in Orlando East: Der erst 12-jährige Schüler war bei einem friedlichen Protestmarsch am 16. Juni 1976, gegen die bevorstehende Einführung der verhassten Burensprache Afrikaans als alleinige Unterrichtssprache, erschossen worden. Auch hier bleibt leider wenig Zeit, um genaueres zu erfahren oder das Hector Pieterson Museum nebenan zu besuchen. Wir dürfen ein paar Fotos machen und müssen weiter.

 

Wieder im Bus erfahren wir, dass aufgrund der fortgeschrittenen Zeit, die Besichtigung des Nelson Mandela Wohnhauses in Orlando ausfallen muss. WHAT??? Das wollte ich sehen. Das ist mein Highlight!!! Bzw. wäre mein Highlight gewesen.... Auch von Desmond Tutus Haus sehen wir nur die Sicherheitsmauer. Hmmm, vielleicht wäre eine private Tour doch besser gewesen? Meckern kann ich allerdings nicht, denn es ist bereits spät und wir müssen noch zurück ins Guesthouse, Auto holen, zum Flughafen....

Ich frage vorsichtig unseren Guide, wann wir dort wieder abgesetzt werden. Und wie es mit der Bezahlung aussieht. Vor Buchung der Tour war Creditcard kein Problem – jetzt heißt es, wir müssen cash zahlen. Der Guide hält an einer Tankstelle. Hier steigt ein Teil der Gäste in einen anderen Bus. Chris geht zum ATM, um Bargeld zu holen und ich kaufe Wasser.

Als ich zurückkomme, steht Chris immer noch am ATM. Er sieht nicht glücklich aus. Der Automat hat seine Karte gefressen. WTF? Also helfe ich und drücke ebenfalls hilflos auf den Tasten rum. Vergeblich! Wir sind uns ziemlich sicher, dass was mit dem Automaten nicht stimmt, deshalb kommt erst mal keine Hektik auf. Ich hole den Guide (vielleicht kann der helfen?) und mein Mobiltelefon. Als erstes probiere ich es mit der Telefonnummer, die am Automaten angegeben ist. Eine wenig hilfsbereite Frau am anderen Ende der Leitung fragt, ob es eine FNB Card sei. Als ich verneine, verliert sie völlig das Interesse. Sie fragt lustlos nach meiner ID (zum Glück weiß ich meine Passnummer auswendig) und kaum habe ich die Zahlen/Nummernkombi brav zweimal runtergerattert, legt sie auf... WAS? Offenbar hat sie das Interesse verloren, weil ich kein Südafrikanischer Staatsbürger bin. Vielen Dank auch!

Auch der Guide telefoniert mit irgendwem (wir werden nie erfahren, mit wem). Und gestikuliert dabei ziemlich wild...aber erfolglos. Mehr Erfolg hat Chris, der parallel die Kreditkarte in Deutschland sperren lässt. Inzwischen beobachten wir andere Leute, die auch mit ihren Kreditkarten Geld abheben. Nach etwas hin und her überlegen und weil die Tour bezahlt werden muss, versuche ich es mit meiner Karte. Es geht problemlos. Allerdings nicht mit den benötigten 1400 Rand – wir bekommen nur 1200 Rand. Kein Problem, 283 Rand haben wir noch. Übrigens in Deutschland erfahren wir, dass der Automat manipuliert wurde. Die Karte wurde geschluckt und gleich an irgendwelche Kriminelle weitergegeben. Innerhalb weniger Minuten waren die Diebe an weiteren Geldautomaten und konnten umgerechnet 500 Euro abzuheben. Doch VISA sei Dank, wurde nach fünf Fehlversuchen an zwei verschiedenen Banken sofort die Karte gesperrt (noch bevor wir bei VISA angerufen hatten) und uns wurden später die 500 Euro zurückerstattet.

Es geht weiter und irgendwann halten wir wieder. Diesmal werden wir in ein kleines Auto verfrachtet, das uns gleich ins Guesthouse bringt. Etwas Tipp können wir geben – und so bleiben uns 50 Rand. Nicht nur das Geld, auch die Zeit wird knapp. Netterweise erlaubt uns die Angestellte Ella, dass wir unser Ex-Zimmer noch mal zum Umziehen, Händewaschen etc. nutzen können. Wir bekommen ein frisches Handtuch - sie dafür unsere letzten 50 Rand.

Endlich starten wir Richtung O.R. Tambo. Das Navi leitet uns über Nebenstraßen, so dass wir dem befürchteten Stau entgehen. Einzig ein Stromausfall, der große Teile von Johannesburg betrifft, ist etwas doof. Denn die Ampeln sind ausgefallen. In Deutschland wäre sofort an jeder Kreuzung ein Verkehrspolizist bereit gewesen. Hier nicht. Doch oh Wunder - es klappt. Und das tausendmal besser als bei uns. So kommen wir doch noch rechtzeitig am Flughafen an.

Autorückgabe und Bagage Drop off funktionieren reibungslos. Und um 20:00 Uhr sitzen wir wehmütig im Flieger nach Paris.

 

12. Januar 2017: Back Home

W ir kommen pünktlich in Paris an. Der einzige – von mir so befürchtete - neuralgische Punkt war der Umstieg in Paris. Obwohl wir das Terminal wechseln, ist das kein Problem. Es reicht sogar noch für einen Kaffee.

Allerdings klappt das Boarding dafür nicht mehr. Nach einiger Zeit des Wartens, müssen Passagiere, die bereits an Bord des City Hoppers sind, den Flieger wieder verlassen. Auch wir „dürfen“ wieder in den Passagierbereich. Irgendwas scheint beim Check der Maschine nicht in Ordnung gewesen zu sein. Als wir eine Stunde später endlich alle im Flieger sitzen, will eine Passagierin doch nicht mehr mitfliegen. Bis sie und das bereits verstaute Gepäck wieder draußen sind, ist es 9:15 Uhr (also fast 2 Stunden später), als wir endlich starten.

Kurz nach dem Start, wird über Lautsprecher nach einem Arzt gefragt. Einem der Passagiere geht es nicht gut. Die Purserin und ein Steward kümmern sich um ihn. Wir befürchten schon, dass wir gleich wieder in Paris sind. Aber offenbar ist es möglich bis Frankfurt weiter zu fliegen.

Check out und Bagage Drop off sind wieder einwandfrei. Nur der Shuttlebus lässt auf sich warten. Wir haben zum ersten Mal keine Rückfahrt gebucht, weil wir nicht wussten, welchen Zug wir kriegen. Zum Glück! Denn mit nach 11 Uhr, hätten wir definitiv nicht gerechnet! Den Zug um 11.21 Uhr wollen wir kriegen – aber müssen noch Tickets kaufen. Mist das war’s. Der nachfolgende Zug hat Verspätung, so dass wir den Anschluss in Mannheim verpasst hätten. Also geht es erstmal zum Asia Schnellimbiss und um 12.52 Uhr sitzen wir dann endlich im Zug nach Hause.

Es war trotz der vielen "kleinen" Hindernisse ein Traumurlaub mit wahnsinnig vielen, unvergesslichen Tierbeobachtungen und traumhaften Landschaften. Südafrika ist und bleibt unser Herzensland!

Hope, 2 see U soon again, South Africa!

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