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uf den blöden Vogel ist einfach Verlass! Er weckt uns so früh, dass wir mit Frühstück und Packen tatsächlich um kurz nach sieben Uhr am Gate sind. Einen Wehmutstropfen gibt es allerdings: bei einer Bodenschwelle hat sich unser Navi aufgehängt und findet seither den Weg nicht. Das wäre an sich nicht so schlimm, wenn heute nicht unsere längste und komplizierteste Fahrt (vom Marakele NP quer durch die Pampa nach Hazyview) bevorstünde, wenn wir ordentliche Straßenkarten hätten (unsere sind in einem unfassbar großen Maßstab) wenn wir – wie sonst auch – die Wege in Google Maps rausgesucht und ausgedruckt hätten. Einer von uns wollte das auch machen (weil kein Vertrauen in ein Navi vorhanden ist, was einen mal in Nairobi in den Slum geführt hat) eine andere Person glaubt fest ans Navi und hielt diesmal diese Art der Vorbereitung für unnötig. Und natürlich entbrennt die Diskussion darüber, wer was und wieso - genau zu dem Zeitpunkt, als wir verzweifelt versuchen den Weg über die R510 aus Thabazimbi zu finden.
Irgendwann sind wir (trotz Debatte und ohne Navi) auf der richtigen Straße. Und stellen fest, dass der wesentliche längere Weg über die Teerstraße – zumindest bei Regen – genauso lange dauert, wie die Rutschpartie (etwas über eine Stunde). Und wesentlich angenehmer ist. Fast. Denn Chris fummelt ständig am Navi rum. Okay, eigentlich befielt er mir, am Navi rumzufummeln, was aber mit den Satz „Ich werf das blöde Ding aus dem Fenster“ schnell beendet ist. Wenn wir nicht grade Wege suchen, versucht Chris sich am Navi bzw. an einer Diskussion darüber, warum es wohl nicht tut. Na toll...
Immerhin ist der Weg nach Bela Bela gut ausgeschildert. Das gilt aber weniger für den Weg mitten durch die Pampa. Der Versuch an Tankstellen ordentliche Karten zu kaufen, scheitert. Denn wir werden verdutzt gefragt, ob wir kein Navi haben... Das alles hält Chris aber nicht davon ab, weiterhin die kürzeste Strecke zu versuchen. In Settlers – 20 km hinter Bela Bela – geben wir entnervt auf. Wir drehen um, fahren zurück und nehmen den weiteren – aber hoffentlich besser ausgeschilderten - Weg. Das heißt, auf die N1, Richtung Polokwane, dann R33, Richtung Marble Hall. In jedem größeren Kaff müssen Intuition, Fragen und Suchen das Navi ersetzen. Chris versucht immer noch zwischendurch sein Glück an dem blöden Ding, aber vergeblich.
Immerhin sind die Straßen frei. Na ja, es ist ja auch Silvester. Da bereiten sich die meisten Menschen auf den Abend vor. Wir nicht... meinen Traum vom „Nachmittag am Pool“ muss ich langsam aber sicher beerdigen. Toll ;-( Nach vielen, vielen Stunden Fahrt (kurz vor 17:00 Uhr) treffen wir im Hippo Hollow Estate in Hazyview ein. Wir hatten über Booking.com gebucht und leider nur eine Bestätigung für ein Zimmer, aber nicht für ein Cottage bekommen. Zwar hatte ich im Vorfeld die Lodge angeschrieben und um ein River View Cottage gebeten, allerdings keine wirkliche Hoffnung, auch wirklich eines zu kriegen. Umso erstaunter und glücklicher bin ich über das traumhaft schöne Cottage (Nr. 17) – genau am River!
Sofort sind der gesamte Fahrtstress und das blöde Navi vergessen. Das gilt allerdings nur für mich: Chris will das Rätsel des Navis lösen und wendet sich dem blöden Ding zu... Irgendwann entdeckt er, dass bei einer Bodenwelle offenbar die SD Card mit den geladenen Maps aus dem Navi gesprungen ist. Na super, hätten wir das Ding auch nur einmal an der Seite und nicht immer nur oben angefasst, wäre uns das sofort aufgefallen. Und wir hätten uns jede Menge Zeit (...und Diskussionen...) erspart!
Auf das Silvesterdinner im Hippo Hollow Restaurant freuen wir uns schon lange. Vor acht Jahren war das Essen super – zudem schwamm auch noch ein dickes Hippo durch den Fluss. Leider ist das Essen diesmal eher „na ja“. Die Krabben Tempura völlig ungewürzt, dafür hätte man mit meinem viel zu scharfen „Lamm Madras“ sogar zehn Inder umbringen können (und ich kann recht scharf vertragen!). Das Fleisch von Chris ist okay. Leider schließt das Restaurant schon um 22 Uhr. Auch an Silvester. What??? Okay dann ab zur Bar. Blöder Gedanke... da hieß es zwar, die habe „länger auf“ ... aber kein Mensch kommt an Silvester auf die Idee, dass "länger auf" 23 Uhr heißt. Und das auch noch pünktlich... Wir nutzen die „last order“ für je einen nicht wirklich guten Cocktail. Und damit verziehen wir uns auf unsere Terrasse am Fluss. Prost Neujahr!
N
ach einem eher lausigen Frühstück, legen wir uns erst mal an den Pool, bevor wir Richtung Kruger starten. Es ist heiß. Wahnsinnig heiß. Deshalb lassen wir uns Zeit.
Von Hazyview ist man schnell am Phabeni Gate. Da gerade südafrikanische Sommerferien sind, ist sogar die Zahl der Tagesbesucher (von 15. Dezember bis 3. Januar) begrenzt. Echt cool, denn dann wird der Kruger nicht zu voll!
Tiere erwarten wir bei der Hitze erst mal nicht. Doch kurz nach dem Gate, sehen wir auch schon einen Leoparden. Zwar recht weit weg – und man erkennt nur Kopf und Öhrchen, aber immerhin! Unfassbar. Zumindest für uns. Denn unser „Leo-Pech“ ist bei unseren Freunden schon bekannt. Endlich 2014 - nach 10 (zehn!) Jahren erfolgloser Leopardensuche in Afrika, haben wir zum ersten Mal im Kruger Park zwei Leos gesehen. Zwar weiter entfernt, aber wir waren damals fassungslos vor Glück. Und nun das... wie geil! Besser kann das Jahr für uns nicht beginnen!
Dieses Jahr sind wir zum ersten Mal in Skukuza. Eigentlich haben wir dieses riesige Camp immer gemieden – nun lag es aber wirklich geschickt auf dem Weg. Leider dauert der Check in ewig. Und als wir endlich unsere Hütte Nr 90 finden, sehen wir direkt eine Horde Velvet Monkeys auf „unserer“ Terrasse. Und sie fressen irgendwas... Wir steigen aus und sehen das Chaos: Töpfe auf dem Herd, Zeugs auf dem Boden, Kühlschrank offen und Essen und Getränke überall verteilt. Die Affen feiern Party! Dazu sehen wir schon vom Fenster aus, dass auch die Betten nicht gemacht wurden. Mist! Also zurück zur Rezeption. Um lange Diskussionen zu vermeiden, schieße ich vorher ein „Beweisfoto“. Das hilft. Unter vielen Entschuldigungen, verspricht die Lady gleich das Housekeeping zu schicken. Und wir wollten heute eigentlich ausruhen, aber nun „müssen“ wir eben die Wartezeit mit einem Game Drive überbrücken.
Wir fahren los und kurze Zeit später sehen wir ein Auto an Weg stehen. Wir fragen, was es zu sehen gibt: Wild Dogs! Unfassbar! Auch Wild Dogs hatten wir ganz oben auf der Wunschliste! Denn auch die hatten wir noch nicht gesehen. Und da liegt ein kleines Rudel in einem ausgetrockneten Flussbett. Und als ob das nicht genug wäre, kommen noch weitere aus dem Gestrüpp, wecken die pennenden Kumpane auf und wir haben über 30min. Showtime direkt vor unserer Nase!
Als wir zurück ins Camp kommen, kriegen wir das dümmliche Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Und verzeihen sogar das grauenvolle Essen im „Cattle Baron“ (Camp Restaurant).
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er Wecker holt uns um 4 Uhr aus dem Bett – um 4:30 öffnet das Gate. Chris ist not amused, ob der frühen Zeit, lässt sich aber überreden. Es ist noch fast dunkel als das Gate öffnet und wir sehen kaum etwas. Ich tröste uns, dass man nach so einem Game Drive, wie den gestrigen, nur enttäuscht sein kann.
Wir drehen auf der gewählten Straße um und fahren noch einmal die Stecke Richtung Phabeni Gate. Wir sind trotz ausgebuchter Betten allein auf der Straße unterwegs. Auf einmal höre ich mich selbst sagen „Leo!“. Ganz lässig kommt ein wunderschöner Leopard die Straße entlang stolziert. Wie geil – ein Leo, ganz nah und nur für uns! Er überquert den Weg läuft auf der anderen Seite noch neben uns her und verschwindet dann im Gebüsch.
Nach der Leoshow fahren wir glücklich weiter. Zwei Leoparden – und den einen so nah - unfassbar Fucking Geil!!
Nach einer Weile, sehen wir eine Löwin, die allerdings abhaut, weil drei riesige Hyänen anrücken, die irgendeine Beute mit sich rumtragen. Wir beobachten die drei eine Zeitlang und als wir schon überlegen, weiter zu fahren, taucht auch der ursprüngliche Besitzer des Beutestücks auf. Ein Leo! Der schreckt aber vor der Überzahl der drei Diebe zurück, holt sich das, was die Hyänen übersehen haben. Bei der Flucht inkl. Beute wird der Leo dabei von der Löwin überrascht. Die schnappt sich die restliche Beute des Leos und jagt den Leo auf einen Baum. Vor lauter Überraschung und schauen, sind wir natürlich viel zu langsam mit den Fotoapparaten.
Der Leo tut uns schon ziemlich leid... denn offenbar hat der das Naschsehen. Aber die drei diebischen Hyänen sind offenbar nicht ganz auf Zack. Sie lassen Ihr Beutestück unbeobachtet... und kaum ist die Löwin weg, springt der Leo vom Baum, schnappt sich den Kadaver rennt zu einem anderen Baum und speist genüsslich. Wir sind sprachlos! Und begeistert. Und fassungslos. Was eine geile Show! Inzwischen haben die Hyänen festgestellt, dass die Beute weg ist und lauern unter dem Baum. Ist dem Leo aber egal... er sitzt oben und frisst.
Irgendwann machen wir uns auf den Rückweg zum Camp. Ein entgegenkommendes Fahrzeug hält uns an und wir bekommen netterweise die Info, dass auf dem Weg ein weiterer Leo ist. Wir schauen ein bisschen durchs Gebüsch... aber dass wir noch einen dritten sehen, halten wir für unwahrscheinlich. Nein, sogar für ausgeschlossen. Doch das Schicksal meint es gut. Und tatsächlich. Der dritte Leo lauert im Gebüsch! Wahnsinn. „Jetzt muss sich unsere Luxusloge Hoyo Hoyo aber anstrengen, um das zu überbieten“. Wir sind im völligen Glückstaumel.
Wir frühstücken, packen zusammen und fahren los. Da wir gefühlt „unendlich“ viel Zeit haben, nehmen wir nicht den direkten Weg zu Hoyo Hoyo, sondern lassen uns treiben, fotografieren ab und zu ein paar Tiere und machen an der Tshokwane Picnic Site eine Pause. Dort gibt es inzwischen einen sehr guten Latte Macchiato. Um uns herum „braaien“ die Südafrikaner was das Zeug hält. Völlig fasziniert starren wir auf die „Leihgrills“, die offenbar reißenden Absatz finden.
Eigentlich könnten wir jetzt den direkten Weg zu Hoyo Hoyo nehmen. Aber wir haben ja alle Zeit der Welt. Und können noch weiter Richtung Norden fahren und dann abbiegen. Wir kommen an einem wunderschönen See vorbei und beobachten die Vögel.
Etwas weiter auf der Pad sehen wir schon von weitem, wie sich Autos um einen Baum drängeln. Wir fragen nach und erfahren, dass hier offenbar ein Leopard sein soll, den man aber grade auch nicht sieht. Vor ein paar Tagen hätten wir uns sicher mit um den Baum gedrängelt... nun schauen wir uns an und beschließen, nicht zu warten... Als wir endlich zur Hoyo Hoyo abbiegen wollen, erwartet uns ein fettes „Durchfahrt Verboten-Schild“ auf der H1-3 (Abfahrt S26).
Na super! Dann müssen wir eben wieder ein Stück zurück. Auch der zweite Weg (S125) ist gesperrt. Jetzt wird es eng, da wir ja noch den Game Drive am Abend mitmachen wollen. Also heißt es, wieder runter bis zur Tshokwane Picnic Site. Und das ist nicht so einfach: denn um den Leo Baum hat sich inzwischen ein gigantischer Fuhrpark versammelt. Und natürlich ist keiner bereit Platz zu machen... Wir diskutieren und schwören so lange auf unsere Großmütter, bis wir durchgelassen werden. Das klappt natürlich nicht auf einmal, sondern jeder Fahrer muss einzeln bearbeitet werden. Bei Tshokwane können wir endlich wir die Abfahrt nehmen.
Nun wird die Piste ist eng und teilweise sandig. Das schaffen wir nie mehr zum Game Drive - denke wir! Zumal uns ein entgegenkommender Südafrikaner zum Anhalten bewegt und sagt, dass nach der T-Junction ein paar km in die andere Richtung ein Rudel Löwen zu sehen sind. Ich schaue Chris an und der hat das „Ohhhh- Löwen-Gesicht“ aufgesetzt. Hmmmm.... und wer weiß, ob wir überhaupt rechtzeitig zum Game Drive da sind? Und was wir dann sehen? Also okay, ab zu den Löwen. Die Löwen entdecken wir auch schlafend unter einem Baum. Cool!
Irgendwann reißen wir uns los. Weiter geht`s. Kurz vor der Lodge geraten wir noch in eine kleine Herde Elefanten. Da wir nun aber wirklich spät sind, verzichten wir aufs Fotografieren. So schaffen wir es tatsächlich um 16:30 da zu sein. Die Hoyo Hoyo Lodge ist im Stil der Tsonga Hütten gebaut, liegt im privaten Konzssionsgebiet Mluwati und gehört dort zu den drei Luxus Lodges (zusammen mit der Imbali Lodge und dem Hamilton Camp).
Die Architektur der gesamten Anlage und unserer Hütte (Nr. 4) ist wirklich schön – auch wenn es einige bauliche Fehlkonstruktionen gibt: Beispielweise ist der Wasserhahn zu weit vom Waschbecken entfernt. Beim Händewaschen setzt man sofort das halbe Bad unter Wasser. Die Terrassentür lässt sich nur mit roher Gewalt öffnen und es gibt nur eine Außendusche. Zwar gibt es innen eine Wanne, doch diese hat zwei Wasserhähne, so dann man wirklich nur baden, aber nicht duschen kann.
Der Game Drive hat noch nicht gestartet und wir können noch mit: Koffer in die (wunderschöne) Hütte werfen und los. Wir haben ja schon ewig keinen geführten Game Drive mehr gemacht und sind gespannt.
Ein bisschen komisch ist es schon, auf dem Safari Fahrzeug zu sitzen, aber auch völlig entspannend. Unsre Safariauto-Mitreisenden bestehen aus einem englischen und einem Schweizer Paar. Victor, unser Guide ist sehr nett und findet eine Büffelherde und ein Rhino! Damit sind die Big Five an einem Tag perfekt und nach dem „Sundowner“ gibt es noch ein Buschbaby obendrauf!
Zurück an der Lodge, müssen wir sofort zum Dinner. Sehr nett, denn wir werden mit dem Schweizer Pärchen aus unserem Fahrzeug an einen Tisch gesetzt. Mit den beiden haben wir einen schönen Abend, doch da der Gamedrive um 5:30 Uhr startet (also eine Stunde später, als im Kruger), gehen wir relativ früh in die Hütte. Doch so einfach ist das nicht. Wir dürfen nicht alleine laufen, sondern werden gebracht. Ist schon ein wenig komisch für uns...
„TRÖÖÖT.....TRÖÖÖÖÖÖT..“ Was ist das? Unser Hüttenguide pustet mit aller Kraft in ein Horn... Wozu das mitten in der Afrikanischen Wildnis? Um mögliche Angreifer zu vertreiben, erklärte er und freundlich.. sein Gesicht allerdings verheißt „Dumme Frage – dummer Touri“. War es schon komisch zur Hütte begleitet zu werde, so hat das Ganze nun etwas von einem Karnevalszug und weniger von Busch und Wildness... aber bitte.