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9. Teil Uganda: Lake Mburo National Park

20. Juni 2012
8. Teil Uganda: Lake Mutanda – Das Nkuringo Gorilla Tracking
18. Juni 2012
Kenia Rundreise
Kenia Rundreise – Eine Autopanne kommt selten allein
27. Dezember 2012
 

19. Juni 2012: The Day after...

T he day after… das Handy reißt uns um 7.00 aus dem Koma. Willi hatte uns auferlegt, um 8.00 Uhr loszufahren. Warum eigentlich? Denn lt. Reiseveranstalter sind es nur 2 Stunden bis zum Lake Mburu (okay realistisch dürften es 4 Stunden sein). So ganz verstanden hatten wir es am Abend zuvor nicht… allerdings waren wir auch bedüdelt von einem Cocktail aus geilen Erlebnissen und Nile Special. Da kann man ja schon mal die eine oder andere unbedachte Zusage machen…

Beim Aufstehen lerne ich meinen Körper neu kennen: ich habe Schmerzen in Körperteilen, von denen ich nicht mal wusste, dass sie existieren. Chris strahlt dafür über beide Backen: „ich spür gar nichts!“ Toll!!! Nach dem Spruch sinkt meine Laune weit unter den Gefrierpunkt.

Nachdem ich mich den sausteilen und elend staubigen Weg zum Auto hochgeflucht habe, sind wir um zehn nach acht am Landi. Willi hat schon den Motor dreimal aufheulen lassen (was bedeutet: „Beeilt euch ihr Penner!“)

 

„Willi, warum müssen wir eigentlich so früh los?“
„Grummel grummel… Kisoro….grummelgrummel…car…grummel…clean…Dust…grummel…15 minutes…coffee… grummel grummel“

Hä???

Inzwischen wissen wir: Willis Englisch-Kenntnisse steigen und schwinden je nach Nachricht. Das hätte uns sofort misstrauisch machen sollen, aber den Landi innen vom Staub zu befreien, kann ja nichts Dramatisches sein.

In Kisoro angeruckelt, hält Willi vor dem abgefuckten Motel. Hä? „You wait – I clean the car“. No way! Das olle Motel kennen wir ja von der Kupplungspanne schon zur Genüge… Wir wollen ins Café. „There is no“. Doch! Unfassbar – aber offenbar kennen wir uns inzwischen besser in Kisoro aus, als unser Fahrer. Total angefressen lädt er uns vor der gewünschten Location ab und verspricht in 20 min wieder da zu sein.

Wir warten. 20 min vergehen. Wir warten. 40 min vergehen. Wir warten. 1 Stunde vergeht. Wir warten. 1,5 Stunden vergehen. Kein Willi! Es ist ja nicht so, dass er uns das Erste Mal abhanden gekommen wäre…. Vielleicht sollten wir mal jemanden anrufen? NUR WEN???? Den Gedanken an unseren deutschen oder ugandischen Reiseabzocker verwerfen wir schnell wieder. Nach knapp 2 Stunden taucht Willi endlich auf. Das Auto sei jetzt sauber. Willi ist zwar nicht mehr pissed - aber wir umso mehr!!! Morgens Hektik – damit wir anschließend 2 Stunden blöd rumsitzen, finden wir alles andere als spaßig! Das wiederum ist Willi scheißegal. Denn ob wir fröhlich oder angefressen im Landi schmoren…. Who cares??

 

Es ist 11.00 Uhr als wir Kisoro verlassen. Um die verlorene Zeit aufzuholen, schleicht Willi die Teerstraße entlang. Wie langsam, wissen wir ohne Tacho nicht. Aber eindeutig ist, dass wir niemanden überholen – dafür überholen uns sämtliche auch noch so schrottige PKW, Laster und sogar vollbeladene Mopeds... Bevor auch noch die Fußgänger an uns vorbei sausen, fragt Christoph: „Willi, why are you driving so slowly???“ Nach mehreren Versuchen zu leugnen, gibt er zu, das Auto zu schonen. Denn wir haben den Landi ja schon mehrfach kaputt gemacht (…….) Was jetzt kommt, bedarf keiner näheren Beschreibung. Ob Chris lauter ist oder ich – keine Ahnung. Das Ergebnis: Willi ist pissed – findet aber das Gaspedal wieder. Bei der nächsten Baustelle wendet Willi seine bewährte Anti-Staub-Methode an (Fenster auf – Staub Circulation- Staub entweicht). Das (vorhersehbare!) Ergebnis: Den Beat mit dem Car Wash hätte er sich grad in die Haare schmieren können….

Mit unserer täglichen Ration Staub versehen, laufen wir in Mbarara ein. Einer recht großen und turbulenten Stadt. Willi hält an einem Motel. Nee!! Neeeeeee!!!! Oh doch! Willi muss tanken und Mobile Money holen. Das sind Geldüberweisungen übers Mobiltelefon, an kleinen – für europäische Augen völlig unseriös wirkenden – Buden. Offenbar funktioniert das aber ganz gut. Dauert eben nur immer ein bisschen. Wir haben die Wahl im Landi zu sitzen (seit Stunden tun wir eh nichts anderes) oder uns bei einer Coke im stinklangweiligen Motel zu vergnügen. Da die Alternativen „doof“ oder „ätzend“ heißen, wählen wir „doof“ und warten im Motel.

Nach einer knappen Stunde kann‘s weiter gehen. Grrrr…. Wir sind total angefressen! Aber wir wissen auch: who cares??? Um ca 17.00 Uhr erreichen wir - immer noch dampfend – das Lake Mburo Tented Camp. Wir haben also für eine 4-Stunden Strecke satte 8 Stunden gebraucht!



 

Dafür ist das Camp sehr geil! Das Haupthaus ist offen und sehr schön eingerichtet. Die Zelte haben einen traumhaften Blick über den Park. Warmes Wasser zum Duschen wird gebracht (klappt wieder super) und es gibt sogar statt Katzenklo eine Wassertoilette. Das Essen ist okay – aber ich will in den nächsten 100 Jahren keine Gurkensuppe mehr sehen (die haben wir fast in jeder Lodge bekommen). Und morgen wollen wir ausruhen! Denken wir. Denn Willi eröffnet uns, dass um 6 Uhr der Morning Walk startet und nachmittags ist Bootsfahren angesagt.

Ich schwör‘s: Nächstes Jahr fahr ich nach Mallorca!!!

 

20. Juni 2012:

Mit kleinen Augen und bewaffnet nur mit einer Tasse Kaffee stehen wir am nächsten Morgen zum Morning Walk bereit. Es ist bewölkt, das Gras ist naß. Und wir haben keinen Bock. Von weitem hören wir schon Willis Motorheulen – noch ein paar Tage länger dieser Sound, und ich bring ihn dafür um. Nach wenigen km Fahrt, heißt es aussteigen. Lustlos tapsen wir und ein weiteres Touri Pärchen unserem Guide Andrew hinterher. Irgendwann treffen wir auf Impalas, die uns sogar gestatten, nah ran zu kommen./p>

 

Nach ein paar Topis, die sofort abhaun, sehen wir Waterbucks, die auch keine Lust auf uns haben. Das andere Paar trägt nicht wirklich zur Stimmung bei. Sie mault ständig rum und der Typ gleicht es durch hartnäckiges Schweigen wieder aus. Einzig Andrew gibt alles, um uns Miesepeter-Truppe aufzuheitern. In Ermangelung von weiteren Tieren sollen wir auf einen kleinen Berg wandern. Autsch – was fuer ein super Spaß für meine Gorilla-Tracking-Knochen... Obwohl keiner meckert, liegt das Murren förmlich in der Luft. Oben angekommen, sehen wir das gleiche wie unten – nur eben von oben: Bäume und Gras.

Toll! Also wieder runter. Eine kleine Elend-Antilope, die sich wohl verlaufen hat – ist das Mörderhighlight des Walks. Dann dürfen wir endlich zurück und Frühstücken.

 

Leckeres Frühstück, schöner Ausblick und die ersten Sonnenstrahlen, lassen unsere Laune wieder steigen. Bevor wir ein bisschen vor unserem Zelt chillen, frage ich Willi noch einmal, wann es zum Boattrip losgeht. Um 12.00. Wo starten wir? Vom Parkplatz. Bene….

Wir hängen gerade so gemütlich in Badeklamotten vor unserem Zelt ab, da kommt der Manager angerannt. „Where are you? Willi is waiting…“ Hä? Wir haben doch noch lässig Zeit? Nix da! Das Boot startet um 12.00! In genau 3,5 min sind wir angezogen, haben die Fotoapparate geschnappt und rennen zum Landi (Der Motor heult schon kräftig auf). Willi ist angepissed. Er heizt durch den Park wie ein Irrer. Im Vorbeisausen erkennen wir, dass nun auch die Tiere wach sind, die wir beim Morning Walk vermisst haben. Ich bin auch angefressen. Warum zur Hölle, frag ich x-mal nach???

Als wir 5 min nach 12.00 bei der Bootsanlegestelle sind, ist das Boot weg. Mist! Willi schimpft vor sich hin. Wahrscheinlich schimpft er mit uns. Aber so ganz offensichtlich traut er sich das dann wohl doch nicht. Zwischendurch bellt er, wir könnten auf das nächste Boot warten, wenn wir denn wollen. Ohne ihn einer Antwort zu würdigen, springen wir aus dem Auto und setzen uns in das kleine Restaurant am See. Wir müssen einfach raus aus der Karre, bevor wir Willi zerfleischen!

 

Das Restaurant ist sauber. Meinen Zorn kann ich wahlweise mit Essen oder Nile kompensieren. Da ich sacksauer bin, nehm ich beides. Nile und Stew mit Beef. Kaum bestellt, schubst mich Christoph: „Da, Dein Lunch wird grade geschlachtet“. Die Bedienung verschwindet mit einem Huhn in den Hinterhof und bevor ich entsetzt wegschauen kann, ist der Kopf schon ab... uaaaaahhhhhh. BEEF! Ich hatte BEEF bestellt! Ich will nicht das arme Huhn auffuttern… Too late. Mein mitfühlender Ehemann lacht sich halb tot. Als das Stew kommt frag ich vorsichtig nach dem Fleisch. „Beef, was denn sonst…“ Und das Huhn? ¬ Ist für die Angestellten…. Wollt Ihr jetzt lieber Huhn??? Nein. NEIN! NAHEIN!

Der See sieht ganz nett aus – aber nicht wirklich spannend. Nach dem supertollen Morning Walk sind wir etwas unentschlossen… Als das Boot anlegt, spuckt es eine Gruppe Deutscher Passagiere aus. 10 Personen – das Boot hat 10 Plätze. Aha!

Auf uns kommt ein deutsches Paar zugesteuert. Ebenso lustlos - wie skurril. Komplett weiße Klamotten mit Bügelfalten! Der Typ sieht aus als würde er den Golfplatz suchen, die Frau wie aus einem Square Dance-Prospekt entsprungen. Aber wir haben keine Wahl: „Wie war denn der Trip?“ Die beiden starren leicht angewidert auf unsere verstaubten Cargohosen, murmeln was von Krokodilen und Hippos. Dann erfahren wir noch, das Boot sei schon um halb 12 abgelegt, weil es mit der Reisegruppe voll war. Na dann hatten wir eh keine Chance… Mr. Golf und Ms. Square Dance machen sich aus dem Staub (wahrscheinlich aus Angst, wir könnten sie einsauen) und verschwinden mit den acht anderen in ihren klimatisierten Minibus. Und wir sind sicher, trotz Willi (!), dass unsere Art des Urlaubs definitiv die bessere Wahl ist….okay…die Air Con macht uns schon ein bisschen neidisch….

Die Hippos und Krokos wollen wir aber sehen. Wir hatten ja noch nicht genug… und entscheiden uns fürs Bootsfahren. Richtige Wahl! Wir sehen kleine Krokodile, natürlich die gewünschten Hippos, Büffel, Woodland, Pied und Malachit Kingfisher, jede Menge Fish Eagles. Der Guide ist ganz aufgeregt, als er ein häßliches Entlein entdeckt (im wahrsten Sinn des Wortes). Der Namevergessen–Vogel sei super selten und wir könnten uns alle glücklich sein, diesen zu sehen. Wir sind glücklich.

Der "Name vergessen"-Vogel ist ein African Finfoot


„David und Salomon hätten ja einige Ehefrauen gehabt und da wären zwei oder mehr Gattinnen doch noch sehr bescheiden!”

Auch, weil wir viel über das ungandische Leben erfahren. Viele Männer haben mehrere Ehefrauen. Aber das sei heutzutage eine Kostenfrage. Denn, die Frauen sind teuer. Wer nun spontan an Schuhe und Handtaschen denkt, liegt falsch! Jede Frau bekommt eine eigene Küche und ein eigenes Schlafzimmer. Und das muss Mann erst mal bezahlen können. Ich frage ihn, wie die Polygamie denn mit der christlichen Religion zu vereinbaren sei, nach der immerhin 85% der Ugander leben. Was eine bescheuerte Frage: David und Salomon hätten ja einige Ehefrauen gehabt und da wären zwei oder mehr Gattinnen doch noch sehr bescheiden! Chris fällt dabei sofort ein, dass wir ja im christlichen Abendland leben… und er ja dann vielleicht auch….. Noch ein Wort und ich schmeiß ihn ganz unchristlich in den Laka Mburo. Amen

 

Nach zwei Stunden ist der Bootstrip vorbei. Leider sind wir die einzigen, die Trinkgeld geben – echt schäbig, denn der Guide war wirklich gut. Anschließend riskiere ich noch einen Blick in den kleinen Souvenirshop. Die Lady spricht ganz leise, denn in dem Minishop liegt ihr kleiner Sohn schlafend auf dem Boden. Isaak ist echt sweet und die Lady ganz bezaubernd. Also erstehe ich den Uganda–Flaschenöffner (jeder der in Uganda war, weiß, was ich meine) Einfaches Prinzip (Holz und Nagel), funktioniert großartig … und ich muss mich nicht mehr mit Chris´ Fußball Flaschenöffner plagen, der bei jeder Nutzung die Hymne seiner Lieblingsmannschafft plärrt.

Welch ein erfolgreicher Tag!

 
 

20. Juni 2012: Die Erlösung - für alle.

Der letzte Tag mit Willi! Das letzte drängelnde Motoraufheulen! Das letzte Mal Geruckel im Landi!

Nein … die Wehmut packt uns nicht. Außer, dass es unser vorletzter Tag in Uganda ist. Denn wie immer ist auch dieser Urlaub vieeeel zu kurz. Am Frühstückstisch hören wir schon das lästige Aufheulen vom geplagten Landi . Willi vergeudet eindeutig sein Talent mit uns – er sollte Rausschmeißer in einer Bar werden.

Beim Bezahlen werden wir erst mal um 10.000 USH beschissen. Chris merkt es, aber will wegen 3 Euro keinen Aufstand machen. Ich schon. Trinkgeld ist das eine – Betrug das andere. Obwohl in allen Reiseführern davor gewarnt wird, hatten wir bisher mit dem Wechselgeld gar keine Probleme. Ich tobe. Wie kann man uns für so doof halten? Doch auch mein Mann bleibt stur: die 10.000 USH könne man als Entwicklungshilfe betrachten. Ich schaue auf den dreisten Manager und weiß nicht, ob ich diese Art von Entwicklung unterstützen kann… Kurz bevor Chris und ich uns an die Gurgel gehen, einigen wir uns, dem Manager kein Trinkgeld zu geben und sagen ihm, dass er sein Trinkgeld ja schon selbst genommen hat.

Auf dem Weg durch den Lake Mburo NP sehen wir wieder jede Menge, Warthogs, Impalas, Zebras, springende Topis usw. Der Park lohnt sich wirklich – nur nicht früh morgens, da auch die Tiere hier eindeutig Spätaufsteher sind.


 

Auf der Teerstrasse angekommen, fragt uns Willi, ob wir denn nach Kampala rein wollen. Ein Besuch in Ugandas Hauptstadt steht zumindest in unserem Reiseplan. In Anbetracht der langen Fahrt, schlägt Willi vor, uns gleich nach Entebbe bringen. Lange Fahrt??? Wir werden misstrauisch. „Willi, how long does it take?“ Die Antwort kommt ebenso schnell wie unerwartet: “7 to 8 hours! Maybe more.” Was? WAAAAASSS??? Für schlappe 260 km auf Teerstraße? Never ever!

Willi ist (mal wieder) pissed: ob wir ihn etwa mit 120 km/h nach Kampala hetzten wollten? 80 seien erlaubt. Muzungu-Cheating war gestern – Muzungus die Reiseführer lesen ist heute! 100 km/h sind erlaubt. ÄTSCH! Aber Willi ist hartnäckig. Und hat keinen Bock auf Kampala. „Was wollt ihr denn da sehen?“, ist der nächste Versuch aus der Sache rauszukommen.

Vor diesem Urlaub, wurde mir immer speiübel, wenn ich versucht habe, im Auto zu lesen. Aber wir wachsen mit den Aufgaben! Deshalb kann ich inzwischen eine 6 Punkt-Schrift auf der hinteren Sitzbank bei Salto-Rückwärts lesen… Also suchen wir hektisch in den Reiseführern und entscheiden uns für die Parliament -Avenue – das moderne Kampala. Oh jeh! Denn nun fällt die Stimmung im Landi unter den Gefrierpunkt!

Chris im Siegestaumel, nutzt etwas später die Gelegenheit, um Willi in einem kleinen Dorf um eine Pause zu bitten. Während wir knipsen, nutzt Willi die Gelegenheit, seinen Unmut durch permanentes Peinigen des Motors zu unterstreichen. Ich frag mich, wie er darauf kommt, WIR hätten den Landi kaputt gemacht…

 

Als wir weiterfahren, verabschiedet sich die Sonne. So erleben wir den nächsten Äquator-Punkt im strömenden Regen. Hier ist es komplett anders als bei der ersten Äquator-Überquerung. Standen dort die beiden Monumente verlassen in the Middle-of-Nowhere, mit rudimentären Überbleibseln des stolzen UGANDA (JG…N…A), sind wir hier in einer Souvenir Hochburg. Mindestens 20 kleine Shops. Jeder bestückt mit Flaschenöffnern, „Muzungu“-T-Shirts, Holztieren, Ketten… Das nahezu identische Sortiment, im identischen Design findet man in jedem der Shops – natürlich ALLES handgemacht vom Verkäufer himself. Is klar!

Um 13.00 Uhr erreichen wir Kampala. Offensichtlich kann Willi nicht nur nicht lesen sondern auch nicht rechnen. Zumindest hat er sich beim Muzungu-Cheating kräftig verrechnet! Denn ohne Pausen hätten wir höchstens 3,5 Stunden gebraucht. Jetzt muss er da durch. Zugegeben – der Verkehr in Kampala ist spaßfrei. Neben den üblichen überladenen Mopeds, Fahrrädern, Autos und LKW gibt es hier gefühlt hunderte von Matatus, den kleinen Minibussen. Voller Nationalstolz zeigt uns Willi, die erste Ampel, die wir in Uganda sehen. Diese seltene Errungenschaft der Technik hat die gleiche Funktion, wie viele Kunstwerke in deutschen Städten – die zweckfrei an Kreuzungen rumstehen: GAR KEINE. Die Lichter springen lustig auf rot und grün – die Ungander kümmert das einen Dreck. Sie fahren immer. Allen voran, die Matatus, die ebenso abrupt losfahren, wie sie mitten auf der Straße stoppen. Um Leute auf und abzuladen, die dann wiederum hektisch auf der Straße zwischen dem Verkehr rumwuseln.

 

Irgendwann meint Willi, wir wären im modernen Teil angelangt. Wir drehen die Köpfe nach links und rechts und wieder zurück. Wo? Wir sehen Mauern und ein paar höhere Gebäude im Bausünden-Charme der 70er Jahre. Das Parlament ist auch kein optisches Highlight – es sieht aus wie ein Krankenhaus, aber immerhin homogen im Stil der 70er. Aha! Photographieren wollen wir das architektonische Highlight dann auch nicht – zumal die Parkplatzsuche, das Zurücklaufen und eine eventuelle Diskussion mit Soldaten uns dafür zu aufwändig sind.

„What now?“ Hektisches Suchen im Reiseführer. Wir wollen ins Craft-Village. Schwerer Fehler – zumindest in Willis Augen. Denn er wird wütend und scheißt Chris an: „Next time you tell earlier!“ Er müsse jetzt einen „Riesenumweg“ fahren, um da wieder hinzukommen. Wir sind sprachlos… Wer war hier noch mal der Kunde? Aber da es „next time“ definitiv nicht geben wird, halten wir den Mund. Nach 5 Minuten (U-Turn und nochmal am schicken Parlament vorbei) ist der "Riesenumweg" auch schon bewältigt.

Das Craft-Village besteht aus gefühlten 50 kleinen Shops im Kreis angeordnet. Jedes mit individuellem Handwerk bestückt… wer ahnt es? Richtig: vom Verkäufer persönlich angefertigt – und zufällig im gleichen Design wie überall anders auch.

Nachdem Kampala nicht wirklich was zu bieten hatte, verlassen wir Ugandas Hauptstadt wieder und entgehen so den berüchtigten Berufsverkehr. Eine weitere Stunde später treffen wir in Entebbe im Boma Guesthouse ein.

 

Jetzt heißt es Good-Bye Calamity Willi! Ebenso kurz wie kühl fällt der Abschied aus. Und wir sind ehrlich gesagt froh, ihn los zu sein.

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